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Rettung für Herzpatienten: Gießen startet wegweisende Studie!

Die Universitätsklinik Gießen hat heute ein neues Versorgungskonzept vorgestellt, das sich speziell auf die Verbesserung der Behandlung älterer Patienten mit Herzschwäche vor größeren Operationen konzentriert. Ziel der neuen multizentrischen Studie, die in Gießen koordiniert wird und vier weitere Universitätskliniken in Deutschland umfasst, ist es, die Lebensqualität der Patienten zu steigern und die Risiken für postoperative Komplikationen zu senken. Hierbei wird insbesondere die Patientengruppe ab 65 Jahren ins Blickfeld genommen, die sich größeren, nicht-herzchirurgischen Eingriffen unterziehen muss.

Herzinsuffizienz tritt häufig bei älteren Menschen auf und ist oft symptomarm, was zu einer unzureichenden Diagnostik vor Operationen führen kann. Um diese Problematik zu adressieren, wird der Biomarker NT-pro-BNP eingesetzt, um Patienten mit erhöhtem Risiko für Komplikationen zu identifizieren. Eine spezielle Sprechstunde für Risikopatienten bietet Herzuntersuchungen und Risikoeinschätzungen an.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und innovative Ansätze

Das neue Projekt, das den Namen „Perioperative interdisziplinäre, intersektorale Prozess-Optimierung bei Herzinsuffizienz“ (PeriOP-CARE HF) trägt, zielt darauf ab, die Behandlungsergebnisse und die Lebensqualität zu verbessern sowie postoperative Komplikationen zu reduzieren. Die Zusammenarbeit erfolgt zwischen den Fachrichtungen Anästhesiologie, Kardiologie und Chirurgie sowie niedergelassenen Ärzten. Interdisziplinäre Fallbesprechungen im Perioperativen Management-Board stehen im Mittelpunkt der Therapieabstimmung.

Ein spezielles Monitoring vor, während und nach der Operation soll eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Komplikationen gewährleisten. Darüber hinaus werden Informationen aus der Patientenbetreuung an Hausärzte weitergegeben, um die Nachbehandlung zu optimieren. Die strukturierten Nachbetreuungen werden durch speziell geschultes Personal, sogenannte Heart Failure Nurses, durchgeführt.

Das Projekt wird mit rund 4,5 Millionen Euro vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses gefördert und hat eine Gesamtdauer von 36 Monaten, bis 2027. Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) ist das drittgrößte Universitätsklinikum Deutschlands und versorgt jährlich über 500.000 Patienten mit über 11.200 Beschäftigten.

Mithilfe der Zusammenarbeit mit der Barmer Krankenkasse wird eine gesundheitsökonomische Auswertung des Vorhabens erfolgen, um Vorteile der neuen Versorgungsform zu prüfen, wie etwa kürzere Aufenthalte auf Intensivstationen und die Vermeidung von Behandlungskosten durch Komplikationen. Ziel ist es, die neue Versorgungsform langfristig in die Routineversorgung des deutschen Gesundheitssystems zu integrieren.