Ostalbkreis

Pflegeeltern im Ostalbkreis: 35 Mal Hoffnung und neue Perspektiven!

Ulrike Rückle (53) und Gerold Wenzel haben sich in 24 Jahren als Pflegeeltern einen Namen gemacht. In dieser Zeit haben sie bereits 35 Kinder in der Kurzzeitpflege aufgenommen. Die Kurzzeitpflege ist besonders wichtig in akuten Notsituationen, wie beispielsweise bei Kindeswohlgefährdung, und zielt darauf ab, die Kinder entweder in ihre Herkunftsfamilie zurückzuführen oder sie langfristig in eine Pflegefamilie zu integrieren. Rückle und Wenzel sind eines von 15 Paaren im Ostalbkreis, die diese Art der Pflege anbieten, und sie haben einen der ersten Kurse für Pflegeeltern in der Region belegt, wie die Schwäbische Zeitung berichtete.

Die ersten acht Monate nach dem Kurs vergingen, bis das erste Pflegekind zu ihnen kam. Jedes Kind bringt seine eigene Geschichte mit, weshalb eine individuelle Betreuung notwendig ist. Gründe, warum Kinder in Kurzzeitpflege gegeben werden, sind oft Drogenmissbrauch, psychische Probleme oder die vorübergehende Abwesenheit der Eltern. Um die Erlebnisse der Pflegekinder festzuhalten, führen Rückle und Wenzel ein Fotoalbum, das den Tag der Ankunft sowie den Abschied dokumentiert. Dabei ist es eine Herausforderung, Nähe und Distanz gleichzeitig zu wahren. Während des Aufenthalts bleibt das Verfahren zur Rückkehr in die Herkunftsfamilie offen. Bei geeigneten Fällen sind Umgänge mit der Herkunftsfamilie möglich, und Rückle und Wenzel haben sowohl positive Erfahrungen als auch Herausforderungen damit gemacht.

Voraussetzungen und Infoabend für Pflegeeltern

Die Voraussetzungen für Kurzzeitpflegeeltern im Ostalbkreis sind vielseitig: Sie müssen über ausreichend Wohnraum verfügen, zeitlich flexibel sein, keine gesundheitlichen Einschränkungen haben und eine gesicherte wirtschaftliche Situation aufweisen. Zudem ist eine persönliche Eignung erforderlich, die Eigenschaften wie Belastbarkeit, Flexibilität, emotionale Stabilität sowie Kooperationsfähigkeit umfasst. Interessierte Bewerber werden durch Seminare, Einzelgespräche und Eignungsprüfungen auf die Aufgabe vorbereitet. Ein weiterer Schritt in der Aufklärung der Öffentlichkeit ist der nächste Infoabend zum Pflegekinderfachdienst, der am 26. Juni um 19 Uhr im Landratsamt Ostalbkreis in Aalen stattfindet.

Das Ehepaar hat zudem drei eigene Kinder, die in die Entscheidungen zur Aufnahme neuer Pflegekinder einbezogen werden. Aktuell nehmen sie nur Kinder bis zu einem Jahr in Kurzzeitpflege auf. Der Abschied von den Pflegekindern stellt insbesondere bei Säuglingen eine emotionale Herausforderung dar. Ziel ihrer Tätigkeit ist es, die Kinder auf eine bessere Zukunft vorzubereiten, und Rückle sowie Wenzel pflegen weiterhin den Kontakt zu einigen ehemaligen Pflegekindern.

In einem breiteren Kontext thematisiert Dagmar Trautner, Vorsitzende des PFAD Bundesverbandes e.V., die Notwendigkeit verstärkter Kontrollen von Pflegefamilien. Dies geschah in Reaktion auf den tragischen Tod eines elfjährigen Pflegekindes in Hamburg, das die Diskussion über die Lebensumstände in Pflegefamilien angeheizt hat, wie das Jugendhilfeportal berichtete. Nach diesem Vorfall wurden Anforderungen nach stärkeren Kontrollen und einem strikteren Auswahlverfahren für Pflegeeltern laut. Insbesondere in Hamburg wurden personelle Konsequenzen gezogen, und eine umfassende Untersuchung der Pflegefamilien initiiert. Zu den möglichen Maßnahmen zählen unangemeldete Hausbesuche, Drogentests und Gesundheitsnachweise.

Trautner betont, dass erfolgreiche Pflegeverhältnisse qualifizierte Begleitung, Vertrauen, Vorbereitung und Fortbildung benötigen und appeliert an die Verantwortlichen in der Jugendhilfe, Veränderungen behutsam anzugehen. In der Debatte zeigt sich, dass die Eignung von Pflegefamilien und die Einschätzung ihrer Lebensumstände von großer Bedeutung sind, um den besten Schutz für Pflegekinder sicherzustellen.