
Die Situation am Sozialamt Pankow ist prekär, insbesondere für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Ursula Patenge, 96 Jahre alt, leidet an fortschreitender Demenz und hat Schwierigkeiten beim Schlucken. Ihr Sohn, Walter Brose (72), hat beim Sozialamt „Hilfe zur Pflege“ beantragt, da die Rente von 2.400 Euro netto nicht ausreicht, um die notwendigen Pflegeleistungen zu finanzieren. Der Antrag wird jedoch voraussichtlich zwei Jahre zur Bearbeitung benötigen, da es einen erheblichen Rückstau von Anträgen gibt, der bis ins Jahr 2022 zurückreicht. Laut der Pankower Bezirksstadträtin Dominique Krössin (Linke) sind 20 Mitarbeiter mit der Bearbeitung der Anträge beschäftigt, was zu dieser unerträglichen Verzögerung führt.
In den letzten Monaten haben einige Antragsteller, darunter Walter Brose, bereits Untätigkeitsklagen eingereicht, da ihre Anträge nicht rechtzeitig bearbeitet werden. Die AWO (Arbeiterwohlfahrt) unterstützt die Familie Broses seit Ende 2023, indem sie dreimal täglich bei der Nahrungsaufnahme und der Medikamentengabe hilft. Doch die AWO äußert Bedenken, dass sie die Vorleistungen für die Pflege nicht lange finanzieren kann, da die Bearbeitungszeit der Anträge auf Hilfe zur Pflege zu lange dauert. Walter Brose und seine Frau Heike befürchten, dass die Pflegekräfte der AWO irgendwann nicht mehr zu ihnen kommen werden, falls die finanzielle Unterstützung nicht rechtzeitig gewährleistet ist.
Längere Bearbeitungszeiten auch in anderen Berliner Bezirken
Probleme mit den langen Bearbeitungszeiten für Sozialhilfeanträge sind nicht nur in Pankow zu beobachten. Ähnliche Verzögerungen werden auch in anderen Bezirken wie Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick gemeldet. Walter Brose erinnert sich an die Schwierigkeiten, die er beim Besuch des Sozialamtes hatte: schlechte Erreichbarkeit und strenge Sicherheitskontrollen trugen zu einem frustrierenden Erlebnis bei. Zudem gibt es rechtliche Folgen, sollte ein Pflegebedürftiger verstorben sein, bevor die Anträge bewilligt wurden. In solchen Fällen bestehen keine Ansprüche auf Erstattung der Vorleistungen für ambulante Pflege.
Während die AWO und Walter Brose um schnelle Hilfe für Ursula Patenge kämpfen, informiert der Bezirk darüber hinaus über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für Familien, die Sozialleistungen erhalten. Diese Unterstützung umfasst Aspekte wie Kita-Essen, Nachhilfe und Klassenfahrten, die über das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) bereitgestellt werden. Anspruchsberechtigt sind Kinder und Jugendliche von 0 bis 25 Jahren aus einkommensschwachen Familien, die verschiedene Sozialleistungen beziehen, wie ALG II oder Sozialhilfe. Die Berliner BuT-Beratung bietet umfangreiche Informationen und Unterstützung bei der Antragstellung in mehreren Sprachen an, um die entsprechenden Leistungen zu erhalten.