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Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt hat sich für die Notwendigkeit einer bundes- und EU-weiten Solidargemeinschaft zum Küstenschutz ausgesprochen. Er betont, dass der Küstenschutz eine Angelegenheit ist, die das ganze Land betrifft. Im Zuge der extremen Wetterereignisse, die 2024 in Europa verzeichnet wurden, sind die Grenzen der bestehenden Küstenschutzmaßnahmen deutlich sichtbar geworden, insbesondere durch die Sturmflut an der Ostseeküste im Oktober 2023.
Goldschmidt fordert einen erheblichen finanziellen Kraftakt zur Verbesserung des Küstenschutzes, insbesondere in seinem Bundesland, wo bis 2040 Milliardenbeträge in Deiche investiert werden müssen. Er schlägt vor, dass Mittel des Bundes auch für Instandhaltungs-, Reparatur- und Planungsmaßnahmen genutzt werden sollten, um den Schutz der Menschen an erster Stelle zu gewährleisten. Unterstützung erhält er von Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer, der ebenfalls Milliardeninvestitionen notwendig erachtet.
Investitionen und Risiken
In Niedersachsen besteht zudem die Anforderung, eine Deichlänge von über 600 Kilometern um mindestens einen Meter zu erhöhen. Meyer warnt vor einem drohenden Meeresspiegelanstieg von bis zu sieben Metern, sollte das Grönlandeis vollständig abschmelzen. Küstenschutz stellt eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern dar, wobei die Kostenverteilung bei 70 % für den Bund und 30 % für die Länder liegt. Im vergangenen Jahr investierte Niedersachsen rund 80 Millionen Euro in Küstenschutzmaßnahmen.
Deichverbände und Experten fordern außerdem höhere Investitionen, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Auch Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus hebt die Notwendigkeit umfassender Anforderungen an Küstenschutzmaßnahmen hervor. Die norddeutschen Küstenländer haben sich auf ein gemeinsames Vorsorgemaß von einem Meter innerhalb von 100 Jahren verständigt, wobei Anpassungen schrittweise erfolgen sollen. Backhaus rechnet außerdem mit deutlich erhöhten Kosten in der Zukunft.
Der Küstenschutz ist nicht nur ein Thema in Deutschland. Auch die Niederlande sehen sich aufgrund ihrer geografischen Gegebenheiten mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Ein Drittel des Landes liegt unter dem Meeresspiegel, ein weiteres Drittel ist vor Flussüberschwemmungen geschützt. Historisch bedingt hat eine lange Tradition im Küstenschutz zu einem umfassenden Management geführt, das Technologie und natürliche Prozesse kombiniert. Projekte wie der Abschlussdeich, Delta-Projekt und innovative Ansätze wie die „dynamische Erhaltung“ zeigen, wie die Niederlande langfristige Strategien zur Anpassung an den Meeresspiegelanstieg entwickeln.
Eine umfassende Untersuchung dieser Strategien und der Herausforderungen, die sich aus dem Klimawandel ergeben, wird unter anderem auf geohilfe.de erläutert.