
Das St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg testet als erste Institution in Deutschland eine innovative KI-Software zur Mamma-Diagnostik, die vom französischen Unternehmen Gleamer entwickelt wurde. Diese Technologie soll die Früherkennung von Brustkrebs präziser, effizienter und schneller unterstützen. Prof. Dr. Martin Heuschmid, Chefarzt der Klinik für Radiologie, berichtet von positiven Erfahrungen mit KI bei Röntgen-Aufnahmen von Knochen und Thorax und hebt die vielversprechenden Möglichkeiten der neuen Diagnosehilfe heraus.
Die Gleamer-Software analysiert radiologische Aufnahmen der Brust, markiert potenzielle Anomalien und liefert schnell eine erste Einschätzung. Die finale Diagnose erfolgt jedoch weiterhin durch erfahrene Radiologen. Das Vier-Augen-Prinzip bleibt auch bei der Mammographie bestehen; zwei Fachärzte geben ihr Urteil ab, unterstützt durch die KI. Prof. Dr. Oliver Rentzsch, ärztlicher Leiter der Oberschwabenklinik, hebt die Anerkennung des Teams um Prof. Heuschmid hervor und betont, dass die Mamma-Diagnostik ab Frühjahr auch in anderen Kliniken und Praxen erprobt werden soll. Die Oberschwabenklinik gilt als führende radiologische Einrichtung in den Regionen Bodensee, Oberschwaben und Allgäu.
Herausforderungen in der Mamma-Diagnostik
Mammografien spielen eine zentrale Rolle bei der Früherkennung und Bekämpfung von Brustkrebs, der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen. Laut einem Bericht von healthcare-in-europe.com haben sich die Wartezeiten für kurative Mammografietermine in den letzten Jahren vor allem in ländlichen Regionen vervielfacht; Betroffene warten dort über ein Jahr auf die Abklärung unklarer Befunde. Gründe für diese langen Wartezeiten sind unter anderem der Mangel an geschultem Personal in vielen Praxen sowie seltene Weiterbildungsplätze für Fachkräfte. Auch die unzureichende Vergütung der Untersuchungen durch Krankenkassen erschwert die Situation.
Künstliche Intelligenz wird als potenzielle Lösung betrachtet, um die Versorgung zu verbessern und die Arbeitsbelastung der Radiologen zu reduzieren. Moderne KI-Systeme können Mammografie-Aufnahmen präzise auswerten und unauffällige Befunde zuverlässig filtern. Es wird empfohlen, KI standardmäßig als Zweitmeinung einzusetzen, während die finale Diagnose nach wie vor von einem menschlichen Experten gestellt wird. Dieses Vorgehen zielt darauf ab, die Ärzte zu entlasten und Versorgungslücken zu schließen, ohne die diagnostische Qualität in Frage zu stellen. Der Einsatz von KI könnte allen Frauen zeitnah Zugang zu qualitativ hochwertigen Mammografien gewährleisten, unabhängig von ihrem Wohnort.