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Von Alkohol zu neuen Chancen: Ein Vater kämpft für seine Kinder!

Marc Geiger, ein Mitte 50-jähriger, blickt auf eine herausfordernde Zeit zurück. Lange Zeit führte er ein Leben, das geprägt war von Sport und einem geringen Alkohol-Konsum. Doch vor fünf Jahren geriet er in die Abhängigkeit, nachdem ihn seine Frau verlassen hatte. In der Folge musste der alleinerziehende Vater von drei Kindern die Herausforderungen des Alltags alleine bewältigen. Um seinen Kummer zu betäuben, konsumierte Geiger abends Rotwein, was schließlich zu einem täglichen Vollrausch führte. In dieser Zeit litt er zudem an einer Depression, die ihm erst später bewusst wurde.

Seit September 2024 ist Geiger ein trockener Alkoholiker, nachdem er eine Therapie im Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) abgeschlossen hat. Er nimmt regelmäßig an einer Elterngruppe teil, während seine persönliche Therapie weiterhin andauert. Besonders unterstützend wirkt sich die Initiative „Stark im Sturm“ aus, die auch die Bedürfnisse seiner Kinder berücksichtigt. Geigers jüngster Sohn erhielt psychologische Unterstützung aufgrund massiver Schulprobleme, was die Dringlichkeit solcher Hilfe unterstreicht. Fachleute merken an, dass Hilfen für Kinder aus suchtbelasteten Familien oft unzureichend sind.

Herausforderungen für betroffene Kinder

In Deutschland wächst jedes fünfte bis sechste Kind mit einem suchtkranken Elternteil auf, insgesamt sind das etwa drei Millionen Kinder und Jugendliche. In der Region Bodensee-Oberschwaben sind 376 minderjährige Kinder von dieser Problematik betroffen, die Hilfe von der Caritas in Anspruch nehmen. Sabine Rief, Diplom-Sozialarbeiterin und Expertin in diesem Bereich, spricht von einer Lücke zwischen dem Gesundheitssystem und der Jugendhilfe. Das Projekt „Stark im Sturm“, das seit Mai 2024 läuft und auf drei Jahre angelegt ist, zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Verantwortung gegenüber den Kindern von Betroffenen zu schärfen.

Die Belastungen für Kinder psychisch kranker oder suchtkranker Eltern sind erheblich. Oft fühlen sich die Älteren in der Familie schuldig und verantwortlich für die Probleme der Erwachsenen. Sie übernehmen übermäßige Verantwortung, halten den Haushalt aufrecht und kümmern sich um jüngere Geschwister. Emotional erhalten sie häufig weniger Zuneigung, was ihre Entwicklung beeinträchtigen kann. Darüber hinaus besteht ein hohes Risiko, dass diese Kinder selbst psychische Erkrankungen oder Suchterkrankungen entwickeln.

Unter den Hilfsangeboten, die auf diese Kinder und ihre Familien zugeschnitten sind, sind Einzel- oder Familienberatungen sowie Patenschaftsprogramme. Trotz der vorhandenen Unterstützungsangebote scheitern viele Eltern oft daran, Hilfe anzunehmen, da Schuldgefühle und Scham über das eigene Unvermögen gegenseitige Unterstützung blockieren. Das Projekt „Stark im Sturm“, welches auf die Vernetzung der Hilfssysteme abzielt, stellt somit einen wichtigen Schritt zur Verbesserung der Situation dar.

Marc Geiger hat vor sechs Monaten seinen letzten Alkohol konsumiert und plant nun, wieder arbeiten zu gehen. Stolz hat er Fortschritte im Verhältnis zu seinen Kindern erzielt und genießt es, Fußball zu schauen, wobei er nun Tee oder Spezi anstelle von Alkohol trinkt und nach dem Spiel joggt.