
Der zunehmende Mangel an Nachfolgern für Hausarztpraxen betrifft sowohl ländliche als auch städtische Regionen in Deutschland. Besonders deutlich zeigt sich dies im Landkreis Ravensburg, wo sich der ärztliche Notdienst der Kassenärztlichen Vereinigung am Krankenhaus Tettnang demnächst einstellen wird. Dies bedeutet für Notfallpatienten längere Wege zum Krankenhaus in Friedrichshafen oder Ravensburg, oder sie müssen bis Montag warten, um ärztliche Hilfe zu erhalten.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schlägt Christoph Sitta, der CDU-Vorsitzende in Ravensburg, die Einführung einer sogenannten „Rollenden Praxis“ vor. Hierbei handelt es sich um einen umgebauten Linienbus oder Kleinlaster, der wie eine Hausarztpraxis ausgestattet ist. Die mobile Arztpraxis soll ärztliche Betreuung in Gemeinden gewährleisten, die entweder keine eigene Praxis haben oder keine neuen Patienten aufnehmen. Zudem hat eine vor zwei Jahren in Auftrag gegebene Studie im Landkreis Ravensburg die bestehenden Herausforderungen im Gesundheitswesen aufgezeigt.
Konzepte zur Verbesserung der medizinischen Versorgung
Die Kassenärztliche Vereinigung berichtet, dass im Kreis Ravensburg derzeit 196 Hausarztstellen ausgewiesen sind. Besorgniserregend ist dabei, dass ein Drittel der 106 befragten Hausärzte über 60 Jahre alt ist. Sitta betont die Notwendigkeit innovativer Lösungen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung, insbesondere außerhalb der städtischen Zentren, und hegt große Hoffnungen in das Konzept der Rollenden Praxis. Diese mobile Lösung könnte älteren Menschen den Zugang zu medizinischer Betreuung erheblich erleichtern und regelmäßige Arztbesuche in den betroffenen Regionen ermöglichen. Zudem wäre eine Integration von Tele-Medizin-Elementen in das mobile Praxismodul denkbar.
Ähnliche Herausforderungen hinsichtlich der medizinischen Versorgung im städtischen und ländlichen Raum werden auch in anderen Regionen Deutschlands diskutiert. Laut einem Bericht von hausaerztlichepraxis.digital zeigt eine qualitative Befragung von Hausärzten, dass sich Landärzte oft als „medizinische Weggefährten“ sehen, während städtische Ärzte sich vielmehr als „medizinische Dienstleister“ betrachten. Diese Unterschiede in der Wahrnehmung der Rolle könnten zu dem anhaltenden Ärztemangel in ländlichen Regionen beitragen.