
In Thüringen haben viele Kommunen mit einem signifikanten Anstieg unerlaubter Sticker im öffentlichen Raum zu kämpfen. Insbesondere in Jena berichtet der Ordnungsamtsleiter Jan Riese von einem massiven Zuwachs der Sticker, der in den letzten zehn Jahren zu verzeichnen ist. Auch in Leinefelde-Worbis wird seit drei Jahren ein Anstieg registriert, während das Problem in Erfurt, Gera, Weimar und Suhl konstant hoch bleibt.
Die Entfernung der Kleber gestaltet sich als zeit- und kostenintensiv. In der Regel dauert die Ablösung der Sticker mindestens eine Stunde und kostet etwa 50 Euro pro Arbeitsstunde. In Jena schätzt man, dass zwischen einem Drittel und einem Viertel aller Verkehrszeichen beklebt sind. Die Stadt investiert jährlich zwischen 25.000 und 50.000 Euro in die Entfernung der Sticker. In Weimar sind wöchentlich bis zu zehn Sticker zu entfernen, und in Erfurt wurden im vergangenen Jahr rund 42.000 Euro für die Beseitigung von 134 Graffiti und Aufklebern ausgegeben.
Kosten und Gefahren bei der Entfernung
Vor allem die Entfernung von Stickern an Verkehrsschildern birgt Gefahren für die Mitarbeiter, da sie möglicherweise einem Verkehr gefährdenden Umfeld ausgesetzt sind. Zudem beeinträchtigen die Sticker die Lesbarkeit von reflektierenden Verkehrsschildern, was die Verkehrssicherheit gefährdet. Die meisten Sticker sind in der Regel sportlich geprägt, insbesondere bezüglich Fußball, während politische oder lokale Themen seltener vorkommen.
In Erfurt droht den Verursachern ein Bußgeld von bis zu 5.000 Euro, jedoch bleibt die Identifizierung der Täter meist aus, da diese häufig nachts agieren. Häufig müssen beklebte Schilder komplett ersetzt werden, was zusätzliche Kosten nach sich zieht. Innovative Lösungen wie Anti-Sticker-Folien, die in Weimar und Gera bereits zum Einsatz kommen, sowie weitere technische Ansätze werden von den Kommunen erprobt. In Jena wurden spezielle Reiniger getestet, die jedoch in der Anschaffung zu teuer sind. Zudem wurde in Leinefelde versuchen, das Bewusstsein für das Problem durch die Verteilung von Informationsflyern an Schulen zu schärfen.
Die Herausforderung erstreckt sich auch über die lokale Ebene hinaus: Das Bekleben von Verkehrszeichen durch Sportfans, die mit Vereinsstickern die Schilder anbringen, führt zu unleserlichen Informationen und erschwert die Arbeit der Ordnungsämter. Oft ist der Einsatz starker Klebstoffe die Ursache für die Schwierigkeiten bei der Entfernung der Sticker. Einige Vereine, wie der KSV Hessen Kassel, distanzieren sich von der Praxis ihrer Fans, die in der Regel selbst gestaltete Sticker verwenden und nicht vom Verein stammen. Insgesamt wird die Problematik in Deutschland von zahlreichen Unternehmen erkannt, die anti-haftende Folien entwickelt haben, die ein Bekleben der Schilder erschweren könnten.