
Am 9. April 2025 wurde im Steinbruch bei Neunheim eine Gedenkstunde zum 80. Jahrestag des Hessentaler Todesmarsches abgehalten. Dieser Begriff bezeichnet ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte, das sich im April 1945 ereignete. Damals wurden 23 Häftlinge des KZ Hessental in Neunheim getötet und verscharrt. Der Todesmarsch begann am 7. April 1945, als rund 700 KZ-Häftlinge unter SS-Bewachung von Hessental nach Dachau getrieben wurden. Ziel war es, mögliche Zeugen der Verbrechen zu beseitigen.
Während des Marsches erlitten die Häftlinge Demütigungen, Prügel und viele wurden erschossen. Am Wegesrand wurden 20 Häftlinge in Dalkingen erschossen und vergraben. Zusätzlich ermordete die SS 23 Häftlinge in Neunheim. Ein Zeitzeugenbericht von Ottilie Adelsberger schildert eindringlich das Leid, das die Häftlinge erfahren mussten. Folker Förtsch von der KZ-Gedenkstätte Hessental betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Erinnerung an diese Verbrechen. Schülerinnen des Hariolf-Gymnasiums berichteten ebenfalls über Zeitzeugen und hoben die Wichtigkeit des Gedenkens hervor.
Der Verlauf des Hessentaler Todesmarsches
Der Hessentaler Todesmarsch an sich war von Hunger, Krankheiten, Erschöpfung sowie brutalen Misshandlungen geprägt, was zu zahlreichen Opfern führte. Amerikanische Truppen überschritten im April 1945 den Rhein und rückten nach Nordwürttemberg vor, was zur Räumung des Lagers in Hessental führte. Am 3. April 1945 trafen Beteiligte des Todesmarschs vom Außenlager Kochendorf im Lager ein, und am 5. April begann die Evakuierung unter dem Kommando des SS-Untersturmführers Heinrich Wicker.
Die Häftlinge wurden zunächst in Eisenbahnwaggons verladen, die an einen Personenzug nach Crailsheim angehängt waren. Der Zug geriet jedoch in einen amerikanischen Tieffliegerangriff, was zu Schäden an der Lokomotive führte. Somit wurden etwa 700 Häftlinge in zwei Marschkolonnen zu Fuß weitergetrieben, wobei 17 Menschen durch den Luftangriff oder aufgrund von Fluchtversuchen erschossen wurden. Während des gesamten Marsches setzten sich brutale Misshandlungen und willkürliche Morde fort.
Der Marsch führte über mehrere Stationen, darunter Bühlertann, Rosenberg und Ellwangen, bis es am 7. April zu weiteren Exekutionen kam, bei denen 27 Gefangene in der Sandgrube von Dalkingen erschossen wurden. Überlebende erlitten weitere Strapazen und wurden schließlich per Bahn nach Karlsfeld bei München transportiert. Dort angekommen, mussten sie zu Fuß ins Außenlager München-Allach des KZ Dachau marschieren, wo sie vermutlich am 14. und 15. April ankamen.
Die Schätzungen über die Gesamtzahl der Opfer des Hessentaler Todesmarsches schwanken zwischen 50 und 300, wobei am wahrscheinlichsten eine Zahl von 150 bis 200 ist. Heinrich Wicker, der für den Marsch verantwortlich war, wurde vermutlich nach der Befreiung des KZ Dachau durch US-Soldaten erschossen. An der Route des Todesmarsches erinnern mehrere Denkmäler an die Opfer, und es gab auch weitere Todesmärsche in der Region, wie den Kochendorfer Todesmarsch und den Neckarelzer Todesmarsch.