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Skandal im Tierschutz: Kontrollen in Schleswig-Holstein am Limit!

In Schleswig-Holstein stehen die Veterinärämter vor großen Herausforderungen: Eine aktuelle Umfrage von NDR Schleswig-Holstein zeigt erhebliche Schwächen im System der Tierschutzkontrollen. Viele Ämter arbeiten am Limit und können kaum Routinekontrollen durchführen. Dies wird unter anderem durch die Veröffentlichung von Videos der Tierschutzorganisation „Team Tierschutz“ verstärkt, die Missstände in einem Schweinemastbetrieb im Kreis Segeberg dokumentieren. Der Betrieb wurde nach Bekanntwerden der Missstände geschlossen, da das Veterinäramt zuvor nicht darüber informiert war.

Die Personalsituation in den Veterinärämtern ist angespannt. So beklagt der Kreis Plön einen unzureichenden Personalschlüssel für erforderliche Kontrollen. In mehreren Kreisen sind Stellen unbesetzt oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fallen länger aus. Dies führt dazu, dass anlassbezogene Kontrollen viel Zeit in Anspruch nehmen und anlasslose Plankontrollen vernachlässigt werden. Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Herzogtum Lauenburg lediglich 0,4 % der Betriebe anlasslos kontrolliert, während das Ziel bei 10 % liegt. Im Kreis Stormarn wurden bei über 3.000 Nutztierhaltungen nur 64 Routinekontrollen durchgeführt, im Kreis Pinneberg waren es sogar nur 30 Kontrollen bei über 3.500 Betrieben.

Forderungen nach Verbesserungen

Der Deutsche Tierschutzbund fordert eine jährliche Kontrolle der Betriebe und mehr Personal für die Veterinärämter. Ellen Kloth, Landesvorsitzende des Tierschutzbundes, plädiert zudem für regelmäßige Fortbildungen für Landwirte, um Missstände zu vermeiden. Marc Cursiefen, Leiter des Veterinäramts Ostholstein, weist darauf hin, dass menschliche Probleme der Betreiber häufig zu den Missständen führen. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, schlägt er eine bessere Vernetzung und Digitalisierung der Ämter vor, um Verstöße frühzeitig zu erkennen.

Die Ernsthaftigkeit des Themas wird auch von Staatssekretärin Anne Benett-Sturies betont, die die angespannte Personalsituation in den Veterinärämtern anerkennt. Das Landwirtschaftsministerium arbeitet an Lösungen zur Personalgewinnung, während Cursiefen dafür plädiert, dass gesellschaftliche und politische Entscheidungen getroffen werden müssen, um die Ressourcen für Tierschutzkontrollen zu verbessern.

Zusätzlich sind alle landwirtschaftlichen Tierhalter in Deutschland verpflichtet, die Tierschutzbestimmungen einzuhalten, was darauf hinweist, dass die staatlichen Behörden zur Kontrolle der Einhaltung des Tierschutzrechts verstärkt gefordert sind. Laut Informationen, die [landwirtschaft.de](https://www.landwirtschaft.de/tier-und-pflanze/tier/nutztiere-allgemein/wie-oft-werden-tierhaltende-betriebe-kontrolliert) bereitstellt, erfolgt ein Großteil der Kontrollen risikoorientiert. Im Jahr 2023 wurden von 404.205 kontrollpflichtigen Nutztierhaltungsbetrieben nur etwa 19 % überprüft, wobei bei fast einem Viertel der kontrollierten Betriebe Verstöße festgestellt wurden.

Die Tierschutzorganisationen fordern eine Erhöhung der Kontrolldichte, um die Einhaltung der Tierschutzstandards zu gewährleisten und das Wohlergehen der Tiere zu sichern. Dabei beklagen die Veterinärämter ihren Personalmangel, der eine häufigere Durchführung der Kontrollen erschwert.