
Krabbenfischer in der Nordsee stehen vor Herausforderungen, während sie auf ein besseres Jahr hoffen. André Claußen, ein betroffener Fischer, benötigt im Frühjahr etwa 3-5 Stunden, um eine Fangstelle im Wattenmeer zu erreichen, und hat dann 30 Stunden Zeit zum Fangen. Seit einigen Wochen dürfen die Krabbenfischer maximal 36 Stunden pro Woche auf See sein. Claußen bezeichnet die aktuelle Zeit als die schwierigste seit seiner Selbstständigkeit im Jahr 2009.
Für die Krabben in der Nordsee gibt es zwar keine von der EU vorgegebenen Höchstfangmengen, jedoch werden die Fangzeiten bei geringem Bestand eingeschränkt. Diese Beschränkungen stehen im Kontext der Anforderungen des Marine Stewardship Council (MSC), das nachhaltige Fischerei zertifiziert. 2017 unterzogen sich Krabbenfischer aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden der MSC-Prüfung, wodurch sie höhere Preise für den Verkauf mit MSC-Siegel erhalten.
Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
Nach Kritik der Fischer an den bisherigen Fangzeiten dürfen sie ab dem 14. April 2025 nun 72 Stunden auf See verbringen. Der geringe Krabbenbestand wird als Hauptursache für die angespannten wirtschaftlichen Bedingungen in der Branche gesehen, nicht das MSC-Zertifikat. Die Anlandezahlen der deutschen Flotte, die aus 180 Krabbenkuttern besteht, sind seit 2000 im Durchschnitt bei 12.000 Tonnen jährlich, während es im Jahr 2024 nur noch knapp 4.000 Tonnen waren.
Die Fänge pro Stunde liegen weit unter dem Durchschnitt, was auf verschiedene Gründe zurückzuführen ist, darunter die Ausbreitung des Wittlings, einem natürlichen Fressfeind. Gastronom Karl-Heinz Kolle berichtet von stark gestiegenen Krabbenpreisen, die aktuell etwa 60 Euro netto pro Kilo betragen. Trotz dieser Preiserhöhungen plant Kolle, seine traditionelle Krabbensuppe auf der Speisekarte zu behalten. Die Zukunftskommission Fischerei empfiehlt, die Flotte der Krabbenkutter um 30 Prozent zu verkleinern. Fischer fordern zudem Hilfen aufgrund der schwierigen Bedingungen in der Branche.
Die deutschen, niederländischen und dänischen Nordseekrabbenfischer erhielten gemeinsam das MSC-Zertifikat für nachhaltige Fischerei, was erste Schritte in Richtung umfassender Regeln und Kontrollmechanismen für ihre Tätigkeit darstellt. Diese Zertifizierung fördert den langfristigen Schutz des Nordseekrabbenbestandes und den nachhaltigen Umgang mit dem Ökosystem Wattenmeer, wie MSC berichtet. Die Krabbenfischer mussten den ersten Fischereimanagementplan ihrer Geschichte aufstellen, um das MSC-Siegel zu erhalten, was eine Verpflichtung zur Verringerung des Einflusses auf das Ökosystem und zur schnellen Reaktion auf Veränderungen beinhaltet.