
Tondern (dänisch: Tønder) ist ein malerisches Städtchen, das in der Region Nordschleswig nahe der deutschen Grenze liegt. Die Region nimmt eine besondere politische, sprachliche und kulturelle Rolle ein, nachdem Nordschleswig 1920 von Schleswig-Holstein abgetrennt und Dänemark angegliedert wurde. Hier leben etwa 20.000 deutschsprachige Nordschleswiger, wobei auf der deutschen Seite rund 50.000 dänischsprachige Südschleswiger ansässig sind. Minderheitenrechte werden in Dänemark staatlich geschützt, unter anderem durch zweisprachige Tageszeitungen und Schulen.
Tondern ist nicht nur für seine malerischen Landschaften, sondern auch als Hochzeitsparadies bekannt – eine Attraktivität, die auch gleichgeschlechtliche Paare anzieht, deren Ehen EU-weit anerkannt sind. Die Region zieht Touristen mit über 150 Wanderwegen und rund 3000 Kilometer Radwegen an. An der Nordseeküste befinden sich der Nationalpark Wattenmeer und die Insel Röm (Rømø) mit ihren breiten Sandstränden. Trotz des historischen Hintergrunds, dass der Stadt seit dem 16. Jahrhundert kein funktionierender Hafen mehr zur Verfügung steht, bleibt Tondern ein beliebtes Ziel für Reisende und Feierlichkeiten.
Tradition des Ringreitens in Nordschleswig
Im Rahmen der kulturellen Aktivitäten ist das Ringreiten ein bedeutender Nationalsport in der Region. Der frühere Ringreiter Ernst Fries gab einen Einblick in die Geschichte des Ringreiterkorps Seth-Uberg, das am 10. Juli 1944 in Feddersens Gastwirtschaft in Seth gegründet wurde. Nur 13 Tage nach der Gründung traten 24 Männer beim ersten Wettbewerb an. Aufgrund des Krieges fand das Ringreiten in den Jahren 1945 und 1946 nicht statt, da zahlreiche Mitglieder interniert waren.
In der weiteren Vereinsgeschichte traten traditionsreiche Namen wie Fries, Lorenzen, Tygsen, Bruhn und Bahnsen auf. In den 1960er-Jahren erlebte der Verein einen Rückgang der Teilnehmerzahlen, was auch auf den verstärkten Einsatz von Traktoren auf den Höfen zurückzuführen war. Heute sind die Wettkämpfe für alle offen, und im letzten Jahr nahmen bereits 53 Personen teil. Die Rolle der Frauen im Ringreiten hat sich ebenfalls gewandelt; mittlerweile sind sie in der Mehrheit.
Der nächste Wettkampf des Ringreiterkorps Seth-Uberg findet am 15. Juni um 11 Uhr auf dem Festplatz hinter der alten Schule statt, während es am Vorabend um 18.30 Uhr einen Wettstreit auf Fahrrädern oder Gartentreckern geben wird. Der Vorstand des Vereins setzt sich aktuell aus Connie Boyschau (Vorsitzende), Margrethe Haagensen (Kassiererin), Ernst Fries (Protokollführer) sowie weiteren Mitgliedern zusammen. Die Tradition eines Umzugs durch Seth wurde vor etwa sechs Jahren eingestellt, doch das Ringreiten bleibt fester Bestandteil des kulturellen Lebens in der Region.
Ernst Fries beendete seine aktive Ringreitertätigkeit vor 42 Jahren, wobei sein letztes Turnier im Jahr 1982 stattfand. Die Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit anderen Vereinen ist ein zentraler Aspekt des Pokalringreitens, das sich in der Region großer Beliebtheit erfreut.