
Ein neu gestartetes Forschungsprojekt mit dem Titel „Care4Care“ zielt darauf ab, die Arbeitsbedingungen in der Pflege sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene zu verbessern. Das Projekt hat ein Gesamtbudget von 2,7 Millionen Euro und wird von mehreren europäischen Ländern unterstützt, darunter Spanien, Schweden, Polen, Italien, Frankreich und Deutschland. Das Engagement umfasst die Veröffentlichung eines Policy Papers von Prof. Dr. Eva Kocher und Dr. Ziga Podgornik-Jakil, das maßgebliche Vorschläge an die Politik formuliert.
In dem Policy Paper sind fünf zentrale Vorschlagsfelder aufgeführt, die sich auf die Verbesserung der Situation im Pflegebereich konzentrieren:
- Qualifikations- und Aufstiegsmöglichkeiten
- Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Arbeitszeiten
- Live-in-Pflege
- Migration
- Diskriminierung
Ein Schwerpunkt liegt auf den bestehenden Ungleichheiten und Benachteiligungen aufgrund von Geschlecht und Migration. Die Verbesserung der Qualifikations- und Aufstiegsmöglichkeiten soll den Pflegeberuf attraktiver machen. Neben den finanziellen Aspekten werden auch Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie angemessene Arbeitszeiten als entscheidende Faktoren hervorgehoben.
Herausforderungen im Pflegesektor
Wie [europa-uni.de](https://www.europa-uni.de/de/universitaet/kommunikation/newsportal/2025/20250403-kocher-interview-care4care-policypaper/index.html) berichtet, wird der Pflegesektor oft im Kontext von Migration betrachtet, um den Arbeitskräftemangel auszugleichen. Migrant*innen arbeiten häufig nur einige Monate im Pflegesektor, bevor sie in andere Bereiche wechseln. Höher qualifizierte Pflegekräfte sind oft enttäuscht über die eingeschränkten Möglichkeiten in Deutschland, da ihre Qualifikationen nicht anerkannt werden. Viele werden als „Anlernkraft“ eingestuft, was einer de facto Abwertung ihrer Fähigkeiten entspricht.
Darüber hinaus bieten Pflegeeinrichtungen häufig zu wenig Unterstützung bei sprachlichen Herausforderungen. Die größten Probleme im Pflegesektor werden in der Regel nicht im Entgelt, sondern im Arbeitsschutz und den Arbeitszeiten verortet. Dies trifft insbesondere auf die Live-In-Pflege zu, in der viele Arbeitsverhältnisse als Selbstständigkeit behandelt werden. Auch hier sind die meisten Arbeitskräfte Frauen über 50, die stark von ihren Arbeitgebern abhängig sind.
Das Policy Paper benennt zahlreiche Schlüsselthemen, darunter die Verbesserung von Qualifikations- und Aufstiegsmöglichkeiten sowie den Schutz der Arbeitsbedingungen, insbesondere hinsichtlich psychosozialer Risiken. Es wird betont, dass finanzierte Sprachkurse, die während der Arbeitszeit besucht werden können, von großer Bedeutung sind. Das Dokument richtet sich an alle EU-Mitgliedstaaten und relevante Akteure wie staatliche Stellen, Arbeitgeber, Gewerkschaften, die EU-Kommission sowie das Parlament und den Rat.
Die EU verfügt über Kompetenzen im Arbeitsrecht, die zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Pflegebereich genutzt werden können. Pilotprojekte, gefördert durch den Europäischen Sozialfonds, könnten ebenfalls dazu beitragen, die Herausforderungen und Anforderungen im Sektor konkret zu adressieren.