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Anja Silja: Eine Legende feiert 85 Jahre voller Leidenschaft und Skandal

Am 17. April 2025 feiert die legendäre Sopranistin Anja Silja ihren 85. Geburtstag. Bekannt für ihre außergewöhnliche Stimmkraft und ihren unerschütterlichen Charakter, gilt sie als eine der eigenständigsten Frauen im Nachkriegsdeutschland der 1960er Jahre. Silja wuchs im Nachkriegs-Berlin bei ihrem Großvater auf und debütierte im Alter von 16 Jahren auf der Opernbühne. Nur vier Jahre später, 1960, wurde sie für die Bayreuther Festspiele engagiert, nachdem die Sopranistin Leonie Rysanek abgesagt hatte.

Wolfgang Sawallisch, ein angesehener Dirigent, setzte sich für Silja ein, während der Regisseur Wieland Wagner von ihrer Stimme und ihrer Ausstrahlung fasziniert war. „Für mich war es logisch, hier zu singen, denn Wagner war von Anfang an Teil meines Repertoires“, äußerte sie in einem Interview. Doch trotz ihrer großen Erfolge hatte Silja eine Abneigung gegenüber dem „Fliegenden Holländer“, der ihre Schicksalsrolle als Senta wurde. Ihre Beziehung zu Wieland Wagner, die als skandalös galt, endete tragisch mit seinem Tod im Jahr 1966, was dazu führte, dass Silja ihre Wagner-Karriere im Alter von 26 Jahren beendete.

Künstlerische Entwicklung und Erfolge

1968 trat Silja in eine neue Lebensphase ein, als sie den Dirigenten Christoph von Dohnányi heiratete und mit ihm eine Familie gründete. Ihre Karriere umfasste eine Vielzahl von Charakterrollen starker Frauen in bedeutenden Opernhäusern weltweit, darunter Paris, Brüssel, Frankfurt und Chicago. Silja war bekannt für ihre Unabhängigkeit und Angstfreiheit, Eigenschaften, die manche ihrer Kollegen nervös machten. Auch im Alter von 80 Jahren erntete sie noch Ovationen auf der Bühne, unter anderem als Gräfin in der „Pique Dame“ und als Küsterin in „Jenufa“. Ein bemerkenswerter Rückkehrpunkt war 2018, als sie nach über 50 Jahren nach Bayreuth zurückkehrte, auch wenn sie den Grünen Hügel mied.

Ihr künstlerisches Wirken führte dazu, dass sie oft als die zweite Callas bezeichnet wird, und ihr Debüt an der Wiener Staatsoper als Königin der Nacht mit nur 19 Jahren brachte ihr großen Ruhm. In den folgenden Jahren sang sie alle bedeutenden Wagner-Rollen und feierte große Erfolge, insbesondere mit dramatischen Figuren, nachdem ihr Partner Wieland Wagner verstorben war. So interpretierte sie beispielsweise Richard Strauss‘ Titelheldinnen und debütierte 1972 an der Metropolitan Opera in der Rolle der Leonore. Ihre letzte Rolle am Nationaltheater in Prag war die Kostelnička im Jahr 1997.

Silja äußert in einem Interview, dass sie während ihrer 70-jährigen Karriere nie mit gesanglichen Krisen zu kämpfen hatte und betont, wie wichtig das Alter für die Glaubwürdigkeit in bestimmten Rollen sei. Trotz ihrer zahlreichen Errungenschaften bleibt sie kritisch gegenüber den Entwicklungen in der Oper, insbesondere hinsichtlich der Kommerzialisierung und der Regieansätze, die oft von der ursprünglichen Handlung abweichen.

Am 17. April 2020 feierte die Sopranistin ihren 80. Geburtstag, und ihre emotionale Verbindung zur Musik von Wagner ist ungebrochen, obwohl sie nach dem Tod von Wieland Wagner nicht mehr in vollem Umfang in diesem Repertoire sang. Silja hebt die Bedeutung der Textverständlichkeit in der Oper hervor und zeigt sich besorgt über die Herausforderungen, mit denen junge Sänger heute konfrontiert sind, im Vergleich zu ihrer eigenen Zeit.