Hannover

Kirchrode im Aufruhr: Dramatische Erhöhung der Erbbauzinsen sorgt für Protest!

In Hannover-Kirchrode stehen zahlreiche Hauseigentümer vor drastischen Erhöhungen ihrer Erbbauzinsen. Wiltrud Bartig-Friedlein, eine betroffene Anwohnerin, wird beispielsweise zukünftig statt der bisherigen 980 Euro nun 15.600 Euro jährlich an die Landeskirche Hannovers zahlen müssen. Der bestehende Erbbaurechtsvertrag läuft in drei Jahren aus und die geforderten neuen Zahlungen liegen teils bis zum 45-Fachen des bisherigen Betrags. Bartig-Friedlein, die von ihrer Rente und der Witwenrente ihres verstorbenen Mannes lebt, sorgt sich, aus ihrem Wohnhaus ausziehen zu müssen.

Die Erbpacht wurde seit den 1950er Jahren nicht erhöht, was die bisherigen Zahlungen vergleichsweise günstig machte. In rund 30 Haushalten in der Umgebung wurden ähnliche Angebote zur Erhöhung der Erbbauzinsen ausgesprochen. Die evangelische Jakobi-Gemeinde hat betont, individuelle Lösungen zu finden, um ein Ausziehen der Bewohner zu verhindern. Der neue Erbbauzins orientiert sich an einem aktuellen Bodenrichtwert von 1.100 Euro pro Quadratmeter und einem Zinssatz von vier Prozent. Viele Anwohner empfinden die neuen Konditionen als unangemessen, insbesondere in Anbetracht ihrer Renteneinkommen.

Reaktionen und Herausforderungen

Die betroffenen Bewohner planen eine Demonstration zu Pfingsten, um gegen die hohen Erbbauzinsen zu protestieren. Die Kirche hat einen Vorschlag gemacht, den Erbbauzins für 20 Jahre um 35 Prozent zu reduzieren, jedoch mit Bedingungen, die von den Anwohnern als unakzeptabel angesehen werden. Einwohner beabsichtigen, bis Ende Juni ein Gegenangebot vorzulegen, das das Zwölffache der aktuellen Beträge vorsieht. Bei Nicht-Einigung verlieren die Anwohner 2028/29 das Nutzungsrecht an ihren Grundstücken und könnten lediglich eine Ablöse von zwei Dritteln des Hauswerts erhalten.

Einige Anwohner haben bereits versucht, ihre Häuser zu verkaufen, scheiterten jedoch an den hohen zukünftigen Pachten. Kritiker wie Werner Lichtenberg argumentieren, dass die ursprünglichen Erbbaurechtsregelungen dazu gedacht waren, breiteren Bevölkerungsschichten den Zugang zu Wohneigentum zu ermöglichen. Diese Diskussion um die Erbbauzinsen findet in einem größeren Kontext statt, da in Niedersachsen viele Erbbaurechte in den kommenden 20 Jahren erneuert werden müssen, was keine alltägliche Situation darstellt. Zudem verzeichnete Niedersachsen 2023 die wenigsten Immobilienverkäufe seit 35 Jahren, während es 2024 einen historischen Tiefstand bei der Vergabe von Bauland gab.

Die Landeskirche Hannover hat die massiven Erhöhungen der Erbbauzinsen als Reaktion auf die Initiative von Hauseigentümern erläutert. Juristin Erika Marten begründet die Entscheidung mit der Wertsteigerung der Grundstücke, die im Bodenrichtwert reflektiert ist. Das Erbbaurecht wurde 1919 eingeführt, um Menschen mit geringem Einkommen den Bau von Wohnraum zu ermöglichen. In der hannoverschen Landeskirche gibt es schätzungsweise rund 1.000 Erbbaurechtsverträge, deren Zinsen sich historisch an niedrigen Bodenrichtwerten orientierten. Diese Anpassungen waren in der Vergangenheit ausgeblieben, was nun zu einer drastischen Änderung führt.