
In Bebra-Solz bietet die Naturschützerin Tatjana Wandel besondere Aktionen für Kinder an: die Lämmchen-Kuscheltage. Hier können die jüngsten Besucher die jungen Lämmer, die mit braunem oder schwarzem, weich gekräuseltem Fell versehen sind, hautnah erleben. Diese Tiere sind äußerst neugierig und zeigen ein spielerisches Verhalten, erkunden die Umgebung und knabbern an Schnürsenkeln sowie Haaren der Besucher.
Um die weiblichen Lämmer voneinander unterscheiden zu können, hat Wandel ihnen rote Halsbänder angelegt. Unter den Lämmern fällt ein „zurückgebliebener Zwilling“ besonders auf, da er sehr anhänglich ist und häufig auf den Arm genommen werden möchte. Wandel zieht in Betracht, diesen Lamm-Bock kastrieren zu lassen, um ihn dauerhaft zu behalten. Es wird ebenfalls betont, dass Tiere, die verkauft werden, auch zu Wurst verarbeitet werden, wobei Wandel versichert, dass es den Tieren während ihrer Lebenszeit gut geht.
Besonderheiten der Veranstaltung
Ein weiteres bemerkenswertes Ereignis ist die Schaf namens Schnuti, die regelmäßig mit dem Kopf im Zaun feststeckt. Tatjana Wandel sorgt dafür, dass sie immer wieder befreit wird. Die Schafhalterin kümmert sich um die Schur ihrer Tiere selbst und verarbeitet die Wolle zu Decken. Sie nutzt die Veranstaltung auch dazu, ihr Wissen und ihre Leidenschaft für die Tiere mit den Besuchern zu teilen. Wandel plant, die Kuscheltage auch in Zukunft fortzusetzen.
In Deutschland hat die Schafhaltung, vor allem im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit, mehrere Herausforderungen zu meistern. Laut Berichten geht der Wollverkauf seit den 1990er Jahren zurück, was insbesondere auf einen Preisverfall zurückzuführen ist. Viele Betriebe geben ihre Wolle an spezialisierte Händler ab, die diese ins Ausland, vor allem nach China, exportieren. In vielen Fällen decken die Wollpreise nicht einmal die Schurkosten, was die Situation der Schäfereien weiter verschärft.
Die Fleischvermarktung, insbesondere die von Lämmern, stellt für viele Betriebe die wichtigste Einkommensquelle dar. Einige Schäfereien haben eigene Schlachträume, während andere in Kooperation mit Markenprogrammen im Lebensmitteleinzelhandel arbeiten. Der saisonale Absatz von Lammfleisch, der kurz vor Ostern und Weihnachten Spitzen erreicht, wird durch kulturelle Ereignisse wie das islamische Opferfest „Kurban Bayrami“ weiter beflügelt.
Statistiken zeigen, dass die Schaffleischproduktion in Deutschland relativ gering ist, bei etwa 33.000 Tonnen im Jahr 2020. Gleichzeitig lag der Import von Schaf- und Ziegenfleisch im selben Jahr bei 53.200 Tonnen, während nur 5.800 Tonnen exportiert wurden. Der Selbstversorgungsgrad für Schaf- und Ziegenfleisch liegt bei etwa 39,7%.
Aktuelle Verordnungen, wie die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, enthalten keine spezifischen Bestimmungen für Schafe. Europarate Empfehlungen aus 1992 bieten zwar Orientierung, einige Bundesländer haben jedoch eigene Regelungen entwickelt. Rund 14% der Schafe in Deutschland werden in ökologisch wirtschaftenden Betrieben gehalten, wobei Bayern die meisten solcher Betriebe führt.