
Im kleinen Ort Espenschied im Rheingau-Taunus-Kreis fand am Karfreitag ein eindruckvolles Freiluft-Passionsspiel statt, das von Chorleiter Heiner Bastian organisiert wurde. Mit etwa 270 Einwohnern ist Espenschied ein beschaulicher Ort, der sich voller Engagement um die Traditionen der Passionsspiele bemüht. In diesem Jahr war es bereits das zweite Mal, dass das Passionsspiel aufgeführt wurde.
Insgesamt 25 Darsteller und 68 Chormitglieder waren an dem Projekt beteiligt und zogen mehr als 200 Zuschauer an, die das bewegende Stück über die letzten Stunden Jesu inmitten von Musik und eindrucksvollen Bildern erleben konnten. Die Veranstaltung war so konzipiert, dass das Publikum sich frei bewegen und Teil des Geschehens sein konnte, ohne durch Tribünen oder Absperrungen eingeschränkt zu werden. Die Moderation des Geschehens übernahm Ulrike Neradt, die die Erzählung aus dem Lukas-Evangelium begleitete.
Ein tief menschliches Erlebnis
In den Hauptrollen agierten Simon Lenz als Jesus und Markus Crecelius als Pontius Pilatus. Die Ursprünge der Passionsspiele reichen bis ins Mittelalter zurück und wurden damals inszeniert, um Verständlichkeit für Menschen zu schaffen, die kein Latein verstanden. Das Passionsspiel in Espenschied hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschen zur Essenz und Menschlichkeit zurückzubringen und überbrückt dabei Konfessionen und Glaubensgrenzen.
Die Veranstaltung wurde als tief menschliches Erlebnis beschrieben, das sowohl Gläubige als auch Nicht-Gläubige anzusprechen wusste. In einer hektischen Zeit bot der Tag einen Moment des Innehaltens, der zum Nachdenken über zentrale Themen des Spiels wie den Umgang miteinander, Vergebung und Mitgefühl einlud. Espenschied wurde hierbei als Symbol für Gemeinschaft und leisen Glauben präsentiert und ein gesegnetes Kreuz aus der Verbandsgemeinde Nastätten fand symbolisch seinen Platz im Schauspiel.
Die Tradition der Passionsspiele ist nicht neu, wie auch [Wikipedia](https://de.wikipedia.org/wiki/Passionsspiel) schildert. Diese Form geistlicher Spiele war im Mittelalter weit verbreitet und thematisierte das Leiden und den Tod Jesu Christi eng verbunden mit der Liturgie. Besonders bekannt sind die Passionsspiele Erl, die laut UNESCO bis zu 40.000 Besucher anziehen können. Im deutschen Raum sind viele Passionsspiele seit Jahrhunderten erhalten geblieben und haben sich in ihrer Form und Darstellung weiterentwickelt.