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Angst in Deutschland: Sind „No-go-Areas“ wirklich so gefährlich?

In einem Interview im „Sat.1-Frühstücksfernsehen“ äußerte sich Manuel Ostermann, stellvertretender Bundesvorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft, zu den aktuellen Sicherheitslagen in Deutschland, insbesondere nach einem Messerangriff in Aschaffenburg. Bei diesem Vorfall wurde der gewaltsame Angriff von einer Moderatorin thematisiert, die besorgt um die Sicherheit ihrer Tochter an öffentlichen Orten war. Ostermann empfahl, solche Plätze zu meiden, und sprach von einem „kollektiven Freiheitsverlust“ in Deutschland.

Die Diskussion um Sicherheit hat eine neue Dimension erreicht: In den letzten Monaten kam es zu sieben Anschlägen, die insgesamt 16 Todesopfer und über 350 Verletzte zur Folge hatten. Eine aktuelle Umfrage aus Hannover zeigt, dass sich nur 14% der Befragten im Jahr 2024 nachts in der Innenstadt sicher fühlten, verglichen mit 28% vor fünf Jahren. Laut dem 16. Sicherheitsreport hat sich das Sicherheitsgefühl der Deutschen spürbar verschlechtert, da fast jeder dritte Bürger Angst hat, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden.

No-go-Areas und ihre Wahrnehmung

Der Park Schöntal in Aschaffenburg ist aufgrund von Drogenkriminalität als „gefährlicher Ort“ eingestuft worden, was der Polizei besondere Befugnisse verleiht. Der Polizeichef von Aschaffenburg stellte jedoch klar, dass die Bezeichnung „gefährlicher Ort“ irreführend sei und nicht bedeute, dass Menschen dort in akuter Lebensgefahr seien. Ostermann sorgte für zusätzliche Ängste und verstärkte die Debatte über „No-go-Areas“, Orte, die viele aus Angst vor Kriminalität meiden. Er bezeichnete sie als weit verbreitet, obwohl Wissenschaftler wie Dietrich Oberwittler darauf hinweisen, dass diese Ängste oft nicht mit objektiven Sicherheitsdaten übereinstimmen.

Ein Beispiel ist der Berliner Platz in Ludwigshafen, der von vielen als „No-go-Area“ wahrgenommen wird, obwohl die Polizei ihn nicht als gefährlich einstuft. Die Kriminalitätsstatistik zeigt, dass Ludwigshafen eine der sichersten Städte in Rheinland-Pfalz ist. Oberwittler betont außerdem, dass die Furcht vor Kriminalität in Deutschland über die Jahre abgenommen hat, trotz kurzfristiger Anstiege. Er warnt daher davor, dass Politiker diese Ängste nicht zusätzlich verstärken sollten, sondern stattdessen die positiven Entwicklungen in der Kriminalitätsstatistik hervorheben sollten.

Zusammen mit den Äußerungen zur Sicherheitslage in Deutschland sind auch spezifische Vorfälle von Messergewalt besorgniserregend. Wie auf campus-security.group berichtet wird, gab es in Deutschland im Jahr 2023 rund 8.950 Messerangriffe, was einen signifikanten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Besonders besorgniserregend sind die Messerangriffe auf Polizisten und die allgemeine Bevölkerung. So kam es unter anderem am 31. Mai 2024 zu einer tödlichen Messerattacke auf einen Polizisten in Mannheim.

Die Zunahme von Messerangriffen stellt nicht nur eine Herausforderung für den Polizeidienst dar, sondern erfordert auch umfassende Maßnahmen zur Prävention, wie die Einführung von Messerverbotszonen und vermehrte Schulungen für Polizisten, um angemessen auf solche Bedrohungen reagieren zu können.