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Apothekensterben im Allgäu: Was bedeutet das für die Versorgung?

Die Zahl der Apotheken in Deutschland hat Ende 2024 ein Rekordtief erreicht. Aktuell sind nur noch 17.041 Betriebe im Land registriert, was einem Rückgang von 530 Apotheken im Vergleich zum Vorjahr entspricht, wie die ABDA berichtete. Besonders im Allgäu ist ein besorgniserregender Trend zu erkennen: Immer mehr Apotheken schließen, während nur selten neue eröffnet werden.

In Kaufbeuren mussten seit 2022 bereits drei Apotheken schließen, zwei davon im vergangenen Jahr. Im Unterallgäu und der Region Memmingen bleibt die Apothekenanzahl jedoch stabil, so Stefan Drexel vom Gesundheitsamt Unterallgäu. Die abnehmende Dichte an Apotheken wird auf verschiedene Ursachen zurückgeführt. So gab es eine seit 2004 nicht angepasste Inflationsrate bei den Honoraren, einen Fachkräftemangel und eine geringe Bereitschaft junger Apotheker, sich selbstständig zu machen.

Herausforderungen für die Apotheken

Alexander Reichert, Apotheker in Kaufbeuren, weist darauf hin, dass die Wirtschaftlichkeit vieler Apotheken nicht gegeben ist. Laut seinen Aussagen verdienen Apotheken weniger als zwei Prozent ihrer Gesamteinnahmen durch den Verkauf verschreibungspflichtiger Medikamente. Zunehmend belasten Online-Versand-Apotheken die regionale Apothekenlandschaft. Hinzu kommt der demografische Wandel und bürokratische Hürden, die junge Menschen von einer Existenzgründung in diesem Beruf abhalten.

Die sinkende Apothekendichte hat bereits Konsequenzen für die Bevölkerung: Mitarbeitende erleben eine zunehmende Arbeitsverdichtung, und es bleibt weniger Raum für qualifizierte Beratung ohne Terminvereinbarung. Im Bereich der Notdienste gibt es seit dem 1. Januar 2025 neue Regelungen in Bayern, die eine gerechtere Verteilung der Notdienste durch einen digitalen Algorithmus vorschreiben. Das Ziel ist es, dass 92 Prozent der Bevölkerung eine Notdienst-Apotheke innerhalb von 20 Kilometern erreichen können. Feste Notdienstkreise entfallen damit.

Zusätzlich berichten verschiedene Quellen über die Herausforderungen, die sich durch den Rückgang an Apotheken ergeben. Im ersten Halbjahr 2024 wurden in Bayern 46 Apotheken geschlossen, was mehr ist als in den Vorjahren. Betroffen sind sowohl ländliche als auch städtische Gebiete. Die Ursachen werden unter anderem im hohen Alter der Inhaber, dem Nachwuchsmangel und der unzureichenden Vergütung gesehen. Das Apothekenhonorar wurde seit etwa 13 Jahren nicht angepasst, obwohl die Kosten wesentlich gestiegen sind.

Ein neuer Notdienst-Plan, wie [br.de] berichtet, könnte dazu führen, dass die Anzahl der Notdienste voraussichtlich um ein Drittel reduziert wird. Die Initiative zielt darauf ab, die Notdienstverteilung zwischen Stadt und Land gerechter zu gestalten und ermöglicht es Verbrauchern, die nächste Notapotheke online oder über spezielle Telefonnummern schnell zu finden.