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Ein Vorfall in der Region Bodensee hat die Schwächen des augenärztlichen Notdienstes offenbart. Volker Kühn aus Ailingen bemerkte am Sonntag Sehstörungen sowie ein Schwimmen im rechten Auge und beschloss, einen Augenarzt aufzusuchen, um mögliche Netzhautschäden auszuschließen. Bei der Suche nach einer Notfallpraxis für Augenheilkunde in der Bodensee-Region stieß er jedoch auf Schwierigkeiten. Laut einem Bericht von Schwäbische.de fand er keine Liste der diensthabenden Praxen.
Kühn wandte sich an den Patientenservice der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) unter der Telefonnummer 116 117. Doch die Ansage brach abrupt ab. Auch der Versuch, Informationen über die Nummer seines regulären Augenarztes zu erhalten, blieb erfolglos. In seiner Verzweiflung fuhr ihn seine Frau zum Notfalldienst im Klinikum Friedrichshafen, welches jedoch nicht für Augenprobleme zuständig ist.
Unzureichende Informationen gegnerden Notdiensten
Laut KVBW gibt es lediglich vier zentrale Anlaufstellen für den augenärztlichen Bereitschaftsdienst in Baden-Württemberg: Mannheim, Heilbronn, Stuttgart und Freiburg. Der Bodenseekreis weist demnach keine zentrale fachärztliche Bereitschaftspraxis auf. Die Augenärzte organisieren darüber hinaus einen Bereitschaftsdienst übergreifend für mehrere Regionen. Auch die diensthabenden Ärzte im Klinikum Friedrichshafen hatten keinen Erfolg bei der Suche nach einer Notfallpraxis und scheiterten beim Anruf der 116 117.
Nach Rücksprache mit der KVBW erhielt Kühn die Rückmeldung, dass von seiner Telefonnummer kein Anruf registriert wurde. Eine Ärztin in der Notaufnahme überwies ihn schließlich zur Augenklinik in Ulm, um den Verdacht einer Netzhautablösung zu überprüfen. Kühn und seine Frau fuhren gegen 15 Uhr nach Ulm und erreichten die Klinik gegen 18:30 Uhr. Dort stellte sich heraus, dass es sich um eine größere Ablösung vom Glaskörper handelte, die ernst genommen werden musste.
Nach insgesamt 200 gefahrenen Kilometern traf das Paar gegen 19:10 Uhr wieder zu Hause ein. Kühn musste bereits drei Nachsorgetermine bei seinem Augenarzt wahrnehmen und ist erleichtert, dass keine bleibenden Schäden zurückbleiben. Er äußerte jedoch seine Wut über die KVBW sowie das unzureichende Notfallnetz und den fehlenden Zugang zu Informationen für Bereitschaftsärzte. Das Landratsamt verwies auf die Zuständigkeit der KVBW und hat keine Verpflichtung, aktuelle ärztliche Bereitschaftsdienste zu veröffentlichen. Kühn empfindet diese mangelnde Informationsverfügbarkeit als unterlassene Hilfeleistung.
In einem weiteren Bericht von KVBW.de wird erläutert, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst bei akuten Erkrankungen außerhalb der Sprechzeiten des Hausarztes in Baden-Württemberg aufgesucht werden kann. Der Zugang zum Bereitschaftsdienst ist unkompliziert, da kein Termin erforderlich ist und keine vorherige Anmeldung unter 116 117 nötig ist. Eine Online-Karte hilft Patienten, eine Bereitschaftspraxis in der Nähe zu finden, die auch am Wochenende geöffnet hat. Die Bereitschaftspraxen sind zentral organisiert, wodurch Patienten immer eine verlässliche Anlaufstelle haben.