
Am Internationalen Frauentag, der am 8. März gefeiert wird, findet seit über 100 Jahren eine breite Diskussion über die Gleichberechtigung von Frauen statt. In diesem Jahr haben zahlreiche Veranstaltungen im Landkreis den Fokus auf Information und Sensibilisierung gelegt. Dazu zählte ein Frauenfrühstück im Büro der Grünen Landtagsabgeordneten Saskia Frank, bei dem der Austausch über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Mittelpunkt stand. Die Landesregierung von Baden-Württemberg unterstützt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit drei Förderprojekten, die auch dem Netzwerk Teilzeitausbildung zugutekommen, welches bis Ende 2026 jährlich 100.000 Euro erhält.
Die Gleichstellungsbeauftragte Petra Martin-Schweizer berichtete von den Herausforderungen, mit denen viele Frauen konfrontiert sind, wenn sie Berufstätigkeit und Kindererziehung unter einen Hut bringen wollen. Sie betonte, dass die Zusammenarbeit mit Netzwerken für Alleinerziehende unerlässlich sei. Renate Weißhaar und Regina Henke bestätigten die Bedeutung von klaren Absprachen mit Partnern zur Förderung einer gleichmäßigen Verteilung der beruflichen und familiären Verantwortung. Die Veranstaltungen zum Frauentag umfassen unter anderem einen Online-Vortrag zur finanziellen Selbstbestimmung von Frauen sowie Beratungen zur beruflichen Qualifizierung und ein kostenloses Frauenfrühstück in Singen.
Frauenanteil und Herausforderungen
Der Frauenanteil im baden-württembergischen Landtag beträgt derzeit 31,8 %, was 49 Frauen unter 154 Abgeordneten entspricht. Linda Kelmendi wies auf die unzureichende politische Repräsentanz von zugewanderten Frauen hin. Bildung sei ein Schlüssel zur Veränderung traditioneller Rollenbilder, wobei auch die Respektlosigkeit von Vätern gegenüber Frauen in Elterngesprächen angesprochen wurde. Das Thema Femizide, die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts durch Partner, wurde ebenfalls thematisiert. Angela Zaffanella-Dietrich unterstrich, dass Mütter eine zentrale Verantwortung in der Erziehung ihrer Söhne tragen.
Die Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind ein landesweites Problem, wie eine Recherche des Gleichstellungsportals zeigt. Laut dem DGB-Index Gute Arbeit 2017 gaben 41 % der Beschäftigten an, oft erschöpft zu sein, was insbesondere Frauen betrifft. Obwohl 60 % der Eltern mit Kindern unter drei Jahren eine gleichberechtigte Aufgabenteilung im Haushalt wünschen, gelingt dies in der Realität nur selten. Während über 25 % der Familien von einem Alleinverdiener männlichen Geschlechts abhängen, beträgt der Anteil bei Frauen lediglich 3 %.
Das Modell „Mann Vollzeit, Frau Teilzeit“ hat zugenommen: 61 % der Mütter von Zwei- bis Dreijährigen arbeiteten 2018, im Vergleich zu 42 % im Jahr 2006. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit erwerbstätiger Mütter lag 2018 bei 26,7 Stunden. Zudem ist die Betreuungsquote unter Dreijährigen gestiegen, was zu einer Zunahme von Kita-Plätzen führt. Trotz der Fortschritte übernehmen Frauen weiterhin den Großteil der Elternzeit, während die Väterbeteiligung am Elterngeld 2017 40 % betrug.