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Ein Fest des Schmerzes: Gräfin Mariza verzaubert Heilbronn!

Das Pfalztheater Kaiserslautern gastierte im Theater Heilbronn mit einer Inszenierung von Emmerich Kálmáns Operette „Gräfin Mariza“. Die unter der Regie von Aylin Kalp gestaltete Aufführung besticht durch ihre opulente Ausstattung und thematisiert den Untergang sowie die Feierlichkeiten der Gesellschaft. Insbesondere im dritten Akt kommt es zu einem entscheidenden Treffen zwischen Tassilo und Mariza, das jedoch ohne erlösende Aussprache bleibt. Dennoch findet Tassilo sein Happy End, nachdem Fürstin Cuddenstein seine verpfändeten Güter zurückkauft.

Die Inszenierung reflektiert das Ende der Habsburger Doppelmonarchie nach dem Ersten Weltkrieg und bietet eine nostalgische Verklärung einer vergangenen Welt, symbolisiert durch einen Kronleuchter. Kálmáns Werk behandelt Themen wie Ausgegrenztheit und den Verlust von Heimat und Wohlstand. Die Inszenierung wird als „Tanz auf dem Vulkan“ beschrieben und zeigt eine überzeichnete Hedonisten-Gesellschaft. Die Protagonisten verkörpern die Verwundungen des Krieges und den wirtschaftlichen Ruin des Grafen Tassilo, während die Gräfin Mariza als reiche, verwöhnte Dame auftritt, die die Gefühlskälte der High Society kennt.

Musikalische Darbietungen und Besetzung

Die Pfalzphilharmonie Kaiserslautern spielte unter der Leitung von Massimiliano Iezzi mit großer Verve und Esprit. Der ungarische Csárdás stellte einen feurigen Gegenpol zu den Walzermelodien dar, die durch ihre rhythmische Verve deutlich zur Geltung kamen. Die Aufführung beinhaltete bekannte Lieder und Duette, die leidenschaftlich interpretiert wurden. Alexander Geller überzeugte als Graf Tassilo mit seinem tenoralem Schmelz, während Caroline Melzer als Gräfin Mariza ihren Spitzentönen Glanz verlieh. Auch Johannes Fritsche und Johannes Hubmer lieferten markante Charakterporträts ab, und Valerie Gels als Tassilos Schwester Lisa zeigte ebenfalls eine beeindruckende Darbietung.

Unter den weiteren Darstellern waren Astrid Vosberg, Peter Floch, Bethany Yeaman, Radoslaw Wielgus, Andreas Neigel und Evgeniya Selina zu sehen. Sologeiger Pavel Anticona-Cabaliero und Alexander Jergens trugen ebenfalls zur musikalischen Vielfalt der Aufführung bei. Der Chor des Pfalztheaters beeindruckte mit fulminanten Einsätzen, während die Choreographie von Elisabeth Margraf den gesellschaftlichen Kampf der Figuren unterstrich. Ein spannungsvolles Csárdás im Auftrittsensemble von Mariza und das schwermütige Lied von Zigeunerin Manja trugen zur emotionalen Tiefe bei. Im letzten Akt wurde das Lied „Braunes Mädel von der Puszta“ positiv hervorgehoben, und die Salontänze wurden übertrieben dargestellt, was humorvolle Szenen mit Tassilo zur Folge hatte. Das Publikum honorierte die Darbietung mit kräftigem Applaus und Rufen von „Bravo“.

Emmerich Kálmán, der am 24. Oktober 1882 in Siófok, Österreich-Ungarn, geboren wurde, ist eine bedeutende Figur der Wiener Operette des 20. Jahrhunderts. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die Csárdásfürstin“ (1915) und „Gräfin Mariza“ (1924), die beide durch den Einfluss ungarischer Volksmusik und amerikanischen Jazz geprägt sind, wie Wikipedia berichtet. Kálmán, der in einer jüdischen Familie geboren wurde, wollte ursprünglich Konzertpianist werden, wandte sich jedoch aufgrund gesundheitlicher Probleme der Komposition zu. Sein erster großer Erfolg war „Tatárjárás“ (Die Mongolische Invasion), das 1908 in Budapest uraufgeführt wurde. Nach dem Anschluss emigrierte Kálmán mit seiner Familie und fand schließlich im nationalsozialistischen Deutschland Verbot für Aufführungen seiner Werke.

Die Zeitlosigkeit von Kálmáns „Gräfin Mariza“ zeigt sich in der aktuellen Inszenierung und wird durch die hochkarätige Besetzung und die musikalische Darbietung eindrucksvoll unterstrichen.