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In Baden-Württemberg ist der Bau neuer Kirchen mittlerweile eine Seltenheit, insbesondere im Bereich der Volkskirchen. Die Neubauten, die in den letzten Jahren genehmigt wurden, erfolgen meist als Ersatz für abgebrannte oder abgerissene Gotteshäuser. Aktuell sind zwischen 2027 und 2029 zwei neue katholische Kirchen in Schwarzenbach und Friedrichshafen-Jettenhausen geplant. In der Evangelischen Landeskirche wurden zwischen 2016 und 2018 insgesamt vier Kirchen neu errichtet. Der letzte echte Neubau in der Erzdiözese Freiburg liegt bereits 20 Jahre zurück; der Ersatzbau in Limbach stammt aus dem Jahr 2007.
Eine andere Dynamik zeigt sich bei freien Kirchen. Diese beauftragen gelegentlich den Bau neuer Kirchen, wobei Daniel Kurzius, Abteilungsleiter für Wohnbau und Kirchenbau, von einem jährlichen Neubau eines Gotteshauses durch seine Firma berichtet. Unter den Freikirchen sind insbesondere die Pfingstgemeinden am aktivsten im Kirchenbau, gefolgt von den Adventisten und Methodisten. Zu den jüngsten Projekten zählen das Glory Life Zentrum in Filderstadt sowie ein neuer gottesdienstlicher Raum der Baptisten in Neu-Ulm.
Änderungen in der Bauplanung
Die Nachfrage nach Multifunktionsräumen, die auch für andere Aktivitäten genutzt werden können, hat zugenommen. Bei der Planung neuer Kirchen sind Kirch- und Glockentürme weniger gefragt, was auf einen Wandel in den Prioritäten hinweist. Kirchenbau wird zunehmend mit Räumlichkeiten kombiniert, die den Bedürfnissen des Quartiers Rechnung tragen, wie beispielsweise Cafés, Kitas oder Wohnungen. Kurzius fordert mehr Realismus in der Planung von Bauprojekten für junge, freie Gemeinden, da die Anforderungen an die Professionalität mit wachsender Gemeindebesucherzahl steigen. Gemeinden mit etwa 100 Besuchern tolerieren weniger Qualität, während ab 250 Besuchern eine höhere Professionalität erwartet wird.
Die katholische Kirche in Karlsruhe hat kürzlich bauliche Veränderungen für die Kirche St. Stephan angekündigt. Diese umfassen die Errichtung eines neuen flachen Pavillons und ein Kirchenforum mit Veranstaltungssaal. Der Siegerentwurf stammt vom Karlsruher Architekturbüro baurmann.dürr, das sich gegen acht weitere Entwürfe durchsetzen konnte. Geplant ist der Abriss des Stephanssaals sowie des angrenzenden Parkhauses. Der Neubau wird mit Kosten von etwa 24 Millionen Euro veranschlagt und soll bis zum Jahr 2026 bezogen werden. Im Rahmen der neuen Pläne wird die Stadt Karlsruhe einen Grundstücksstreifen für eine neue Kinder- und Jugendbibliothek erhalten. Die Entscheidung für den Entwurf wurde einstimmig getroffen, und eine Ausstellung zu den Plänen ist bis zum 2. Mai 2023 während der üblichen Kirchenöffnungszeiten zugänglich, wie [bnn.de](https://bnn.de/karlsruhe/karlsruhe-stadt/kirche-st-stephan-karlsruhe-city-umbau-plaene-gotteshaus-ausstellung) berichtet.
Einige Architekten hatten die Erhaltung der tragenden Wände des Pfarrhauses von 1952 vorgeschlagen, das jedoch ebenfalls abgerissen werden soll. Diese Veränderungen reflektieren die anhaltenden Herausforderungen und Strategien im Kirchenbau, die sich zunehmend an den Bedürfnissen der Gemeinschaft orientieren.
Weitere Details zur aktuellen Situation im Kirchenbau in Baden-Württemberg finden Sie bei [evangelisch.de](https://www.evangelisch.de/inhalte/239150/08-02-2025/sakrale-bauten-nicht-gewuenscht-wer-baut-denn-heute-noch-kirchen).