
In Baden-Württemberg haben die MVV Energie Mannheim sowie die SPD-Landtagsfraktion im Landtag die Diskussion um die Zukunft des Erdgasnetzes in der Region angestoßen. Wie der Staatsanzeiger berichtete, gibt es bislang keine konkreten Pläne seitens anderer Energieversorger in der Region zur Stilllegung ihrer Erdgasnetze. Diese Einschätzung wurde von Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) in einer Antwort auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion dargelegt.
Die EU-Gasbinnenmarkt-Richtlinie schreibt vor, dass Verteilernetzbetreiber Pläne für die Netzstilllegung erarbeiten müssen, wenn eine Verringerung der Erdgasnachfrage erwartet wird. Die Frist zur Umsetzung dieser Richtlinie in nationales Recht ist bis zum Sommer 2024 festgelegt. Die SPD hebt hervor, dass Eigentümer von Häusern und Wohnungen in Mannheim, die kürzlich in neue Erdgasheizungen investiert haben, von der Ankündigung der MVV Energien betroffen sein könnten und somit möglicherweise Fehlinvestitionen getätigt haben. Das Umweltministerium macht zudem deutlich, dass seit 2008 Energieberater auf die Unsustainability von Gasheizungen hinweisen.
Vorgaben zur Energieberatung und Fernwärmeversorgung
Seit Anfang 2024 sind Hauseigentümer verpflichtet, sich vor der Installation einer Gasheizung beraten zu lassen. Die Beratung soll wirtschaftliche Risiken unter Berücksichtigung steigender CO2-Preise prüfen und die Auswirkungen der kommunalen Wärmeplanung auf die Heizmöglichkeiten erläutern. Der Anteil der Fernwärme in Mannheim beträgt derzeit 60 Prozent und soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. Ziel ist es, den Erdgasverbrauch in Mannheim bis 2030 von 1600 Gigawattstunden im Jahr 2020 auf 500 Gigawattstunden zu reduzieren, mit dem langfristigen Ziel, bis 2040 auf Erdgas vollständig zu verzichten.
Zusätzlich hat das Europäische Parlament am 13. Juni 2024 die Richtlinie (EU) 2024/1788 erlassen, die gemeinsam die Vorschriften für Binnenmärkte für erneuerbares Gas, Erdgas und Wasserstoff regelt. Diese Richtlinie, die die frühere Richtlinie (EU) 2023/1791 ändert und die Richtlinie 2009/73/EG aufhebt, wird im Amtsblatt der Europäischen Union am 15. Juli 2024 veröffentlicht und tritt überwiegend zwanzig Tage später in Kraft. Das Ziel dieser neuen Regelung ist es, die Verbreitung erneuerbarer und kohlenstoffarmer Gase sowie Wasserstoff im Energiesystem zu fördern und die Klimaziele der EU bis 2030 und die Klimaneutralität bis 2050 zu unterstützen. Mitgliedstaaten haben bis zum 5. August 2026 Zeit, die Bestimmungen der Richtlinie in nationales Recht umzusetzen.