Pro Familia in Pforzheim hat sich kürzlich einer umfassenden Neustrukturierung unterzogen. Mit Regina Ehrismann, die Mitte Mai Edith Münch ablösen wird, steht eine neue Leitung bereit, während die bisherige Leiterin bis Jahresende stundenweise in der Beratungsstelle aktiv bleibt. Natascha Strasser wurde als neue Vorständin berufen und bringt wertvolle Erfahrungen aus ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit mit.
Die Beratungsstelle, die als einziger nicht konfessioneller Träger der Schwangerschaftskonfliktberatung in der Region Pforzheim, Enzkreis und Landkreis Calw fungiert, plant zudem einen Tag der offenen Tür am 16. Mai, um über ihr erweitertes Angebot zu informieren. Dieses umfasst unter anderem Schwangerschaftskonfliktberatung, Hebammensprechstunden, Armutsberatung, Trennungsberatung und Kochkurse. Ein neues Online-Beratungssystem wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Nürnberg entwickelt. Pro Familia ist auf die finanzielle Unterstützung angewiesen, wobei 80 % der Schwangerenberatung vom Land finanziert werden und 20 % durch Spenden erwirtschaftet werden müssen.
Proteste gegen Pro Familia
Während Pro Familia ihr Angebot ausweitet, planen Abtreibungsgegner von 40 Days for Life Protestaktionen, die vom 5. März bis zum 13. April stattfinden sollen. Diese werden lediglich 100 Meter von der Beratungsstelle entfernt durchgeführt, was für das Team und die Klienten eine Entlastung darstellt. Im Westend, wo eine weitere Pro-Familia-Stelle ansässig ist, finden seit Jahren Mahnwachen von Abtreibungsgegnern statt. Diese Proteste stören sowohl Klienten als auch Mitarbeiter und sind mit einem Gefühl von Scham und Schuld verbunden. Klienten berichten von belastenden Erfahrungen, und das Team empfindet die Situation als emotional erdrückend.
Zusätzlich wurde betont, dass die Mehrheit der Klienten sich trotz dieser Mahnwachen bei ihrer Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung nicht beeinflussen lässt. Die Organisation unterstützt zwar die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, kritisiert jedoch die gezielte Einflussnahme auf Klienten. Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland gemäß Paragraf 218 StGB rechtswidrig, jedoch straffrei, wenn eine Beratung stattfindet. Eine Abtreibung kann nur erfolgen, wenn eine Beratung mindestens drei Tage vorher abgeschlossen wurde. Pro Familia bietet auch Informationen zu Elternzeit, Trennung, Beziehungen und Sexualität an und wünscht sich insgesamt weniger Schuldgefühle bei Klienten, die sich für einen Abbruch entscheiden.
Für Pro Familia bleibt es essenziell, ihre wertvolle Arbeit fortzusetzen und Familien sowie Kindern in Pforzheim Unterstützung zu bieten. In der Stadt existiert hingegen keine Antidiskriminierungsstelle, weshalb Pro Familia Workshops zu Diskriminierung am Arbeitsplatz anbietet. Um Sprachprobleme bei Klienten zu adressieren, plant die Organisation, eine zusätzliche halbe Personalstelle zu beantragen.
