ReutlingenWirtschaft

Handwerkskammer warnt: Frühjahrsbelebung bleibt aus – Betriebe leiden!

Die Handwerkskammer Reutlingen meldet eine besorgniserregende Entwicklung für die Handwerksbetriebe in der Region. Laut einer aktuellen Konjunkturumfrage zeigen sich nur 25% der Betriebe optimistisch bezüglich einer Frühjahrsbelebung. Handwerkskammer-Präsident Alexander Wälde äußerte sich zur stagnierenden Konjunktur im Handwerk und stellte fest, dass sich die Einschätzungen im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert haben.

Die Umfrage ergab, dass 55% der Betriebe ihre Geschäftslage im ersten Quartal als „gut“ bewerten, was im Vergleich zum Vorjahr unverändert bleibt. Gleichzeitig ist die Unzufriedenheit unter den Betrieben gestiegen: So bewerteten 17% ihre Lage negativ, ein Anstieg von 13% im vergangenen Jahr. Die Auftragslage bleibt auf dem Niveau des Vorjahres, wobei 20% der Betriebe von einem Anstieg der Bestellungen berichteten, während fast 30% einen Rückgang verzeichneten.

Auswirkungen und Herausforderungen im Handwerk

Gewerbliche Zulieferer, insbesondere Metall- und Elektrobetriebe, leiden ebenfalls: 50% dieser Betriebe berichteten von einem Rückgang. Zudem verzeichnen 45% der Handwerksbetriebe Umsatzrückgänge, was im Vergleich zu 36% im Vorjahr einen signifikanten Anstieg darstellt. Besonders stark betroffen sind die Nahrungsmittelhandwerker (54%), Dienstleistungsbetriebe (47%) und das Bauhauptgewerbe (48%).

Die Auslastung der Betriebe ist ebenfalls gesunken, da nur noch 35% der Betriebe über eine Auslastung von mehr als 80% berichteten, verglichen mit 40% im Vorjahr. Der Arbeitsmarkt des Handwerks zeigt ebenfalls eine negative Tendenz: 7% der Betriebe stellten neue Mitarbeiter ein, während 15,5% Personal abgebaut haben. Die Prognose für positive Geschäftsentwicklungen ist mit 28% nur leicht gesunken im Vergleich zum Vorjahr (30%).

Die Umfrage, die Ende März durchgeführt wurde, fand vor dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen in Berlin statt. Wälde äußerte sich optimistisch über die politische Richtung, betonte jedoch, dass die Umsetzung der Maßnahmen entscheidend sei. Wichtige Aspekte seien eine Reduzierung der Bürokratie, Entlastungen bei Arbeitskosten sowie eine berechenbare Förderpolitik und Planungssicherheit.

In der Region existieren insgesamt 13.900 Handwerksbetriebe, die einen Umsatz von über 12 Milliarden Euro generieren, rund 80.000 Mitarbeiter beschäftigen und 4.200 junge Menschen ausbilden.

In einem weiteren Bericht über die Handwerkskonjunktur äußerte sich Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages, zur schwachen konjunkturellen Entwicklung im bayerischen Handwerk im vierten Quartal 2024. Die anhaltende Krise im Wohnungsbau hat negative Auswirkungen auf viele Gewerke, insbesondere auf Ausbaugewerke. Unternehmen, die Zulieferer für die Industrie sind, spüren die Schwäche der Großunternehmen, während rückläufige Verkaufszahlen bei E-Fahrzeugen das Kfz-Handwerk belasten.

Laut Peteranderl bewerten 80 Prozent der befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend, was stabil im Vergleich zum Vorjahr bleibt. Die Stimmung im Lebensmittelhandwerk sowie bei privaten Handwerksleistungen hat sich verbessert, während die Sektoren gewerbliches Handwerk, Kfz-Handwerk und Gesundheitshandwerk eine Verschlechterung der Situation beobachten.

20 Prozent der Betriebe bewerten ihre Lage negativ, was eine Steigerung von 3 Punkten im Vorjahresvergleich darstellt. Die Nachfrage nach handwerklichen Produkten und Dienstleistungen blieb im vierten Quartal 2024 verhalten, da 14 Prozent der Befragten von gestiegenen Auftragseingängen berichteten, während 37 Prozent einen Rückgang verzeichneten. Die durchschnittliche Auslastung der Betriebe in Bayern sank auf 77 Prozent, und nur das Lebensmittelhandwerk konnte seine Auslastung steigern.

Die Auftragspolster der Betriebe schrumpfen auf durchschnittlich 8 Wochen, 0,6 Wochen weniger als Ende 2023. Alles in allem sind alle Branchengruppen betroffen, wobei Industriezulieferer und der Bau besonders unter Druck stehen. Die Umsätze im bayerischen Handwerk beliefen sich 2024 auf rund 148,5 Milliarden Euro, was nominal einem Rückgang von 2,2 Prozent entspricht. Nach Abzug der Preissteigerungen könnte das reale Minus sogar bis zu 5 Prozent betragen.

Nur 21 Prozent der Betriebe konnten Preissteigerungen an ihre Kunden weitergeben, was einen Rückgang von 1 Punkt im Vorjahresvergleich bedeutet. Dennoch investierten 43 Prozent der Betriebe im vierten Quartal 2024, was einen Anstieg von 5 Punkten im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Die Beschäftigung im Handwerk steht unter Druck, mit einem geschätzten Rückgang von 1 Prozent auf 956.000 Beschäftigte. Gleichzeitig berichten 11 Prozent der Betriebe von gestiegener Beschäftigung, ein Anstieg um 1 Punkt im Vorjahresvergleich.

Bis Ende 2024 wurden 28.650 neue Ausbildungsverträge im bayerischen Handwerk abgeschlossen, was einem Zuwachs von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Zahl der Handwerksbetriebe in Bayern stieg leicht um 0,9 Prozent auf rund 213.600. Die fehlenden Wachstumsimpulse sind der Hauptgrund für die verhaltenen Erwartungen der Betriebe, wobei nur 7 Prozent eine Verbesserung der Geschäftslage im ersten Quartal 2025 erwarten, während 31 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen.