Kriminalität und JustizSigmaringen

Prozess in Sigmaringen: Freispruch für Mann nach schweren Vorwürfen!

Ein Prozess vor dem Amtsgericht Sigmaringen endete mit einem Freispruch für einen 65-jährigen Mann, dem Kindesmissbrauch in elf Fällen vorgeworfen wurde. Wie die Schwäbische Zeitung berichtete, äußerten die Staatsanwaltschaft, Richterin Voß sowie Schöffen „durchgreifende Zweifel“ an der Schuld des Angeklagten.

Der Vorwurf kam von zwei Mädchen, im Alter von 13 Jahren und etwas älter, die den Mann angezeigt hatten. Ihnen zufolge soll es zu Berührungen an den Brüsten und im Schambereich unter der Unterhose gekommen sein. Der Angeklagte betonte jedoch in seiner Stellungnahme seine Unschuld. Der Vater der Mädchen, ein Eisenbahner, war vor kurzem an Krebs verstorben und hatte den Angeklagten um Hilfe für seine älteste Tochter (30 Jahre) gebeten.

Details zum Fall

Die familiären Hintergründe spielen in diesem Fall eine Rolle. Der Angeklagte hatte Kontakt zur Familie, die aus dem Kreisgebiet stammt, jedoch war die Beziehung zur ältesten Tochter freundschaftlich, aber nicht intensiv. Der Mann sorgte für Unterhaltung und organisierte gelegentlich Ausflüge. Der Tod des Vaters hatte schwere Traumata in der Familie hinterlassen, was dazu führte, dass sich die jüngeren Schwestern um den Angeklagten drängten und ihn umarmten.

Die Video-Vernehmung der Mädchen fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die Mutter wirkte überfordert und berichtete von Angst-Attacken, während die ältere Tochter aufgrund von Depressionen in Behandlung war. Sie erinnerte sich ungenau an die Vorwürfe und hatte nichts unternommen, um diese zu klären. Der Angeklagte war bei seinen Besuchen sporadisch und kurz anwesend, und die älteste Tochter erklärte, dass er nie allein mit den Kindern gewesen sei.

Der Verteidiger wies zudem auf psychische Vorbelastungen der Schwestern hin. Der Patenonkel der 30-Jährigen kannte die Familie seit über 40 Jahren und äußerte ebenfalls Zweifel an den Vorwürfen. Freunde der Mädchen berichteten von Schwierigkeiten in deren Beziehungen. Laut Staatsanwaltschaft gab es „vernünftige Zweifel“ an der Glaubhaftigkeit der Vorwürfe, wobei die Video-Schilderungen als „detailarm und nicht realitätsnah“ eingestuft wurden.

Ultimately, sprach Richterin Voß den Angeklagten frei, da die Video-Vernehmung keine emotionalen Reaktionen zeigte und die Anzeige erst am Todestag des Vaters erstattet wurde.

In einem weiteren Kontext zu kindlichen Missbrauchserfahrungen beleuchtet eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, die in The Lancet Public Health veröffentlicht wurde, die weitreichenden Folgen solcher Traumata. Die Untersuchung zeigt, dass belastende Kindheitserfahrungen der Mütter das Risiko für Erkrankungen bei ihren Kindern, wie Asthma, Autismus und Depressionen, erhöhen können. Diese Ergebnisse betonen die Bedeutung einer frühzeitigen Unterstützung für betroffene Mütter und Kinder, um deren Gesundheit positiv zu beeinflussen, wie die Charité feststellt.