Aschaffenburg

Schlachthof Aschaffenburg: Insolvenz und Tierschutzskandal erschüttern Region

Der Aschaffenburger Schlachthof, der aufgrund gravierender Tierwohlverstöße in die Schlagzeilen geriet, hat Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Geschäftsführer Stefan Sutor, der 2023 eingesetzt wurde, um die Probleme zu beheben, kündigte an, dass das Tagesgeschäft trotz der rechtlichen und finanziellen Herausforderungen normal weiterläuft. Aktuell läuft das Eröffnungsverfahren, das voraussichtlich zwei Monate in Anspruch nehmen wird, unterstützt von der Frankfurter Kanzlei K&L Gates. Die genaue Höhe der Verbindlichkeiten gegenüber den Gläubigern wird derzeit geprüft.

In der Vergangenheit gab es bereits massive Vorwürfe gegen den Betrieb: Im Sommer 2023 wurden durch die Tierschutzorganisation „Soko Tierschutz“ Aufnahmen veröffentlicht, die Misshandlungen von Tieren dokumentierten. Dies hatte zur Folge, dass die Kontrollbehörde KBLV im Juli 2023 alle Schlachtungen am Aschaffenburger Schlachthof stoppte. Sutor hat in Reaktion auf die Vorfälle bereits Änderungen im Personal und Umbauarbeiten am Betrieb vorgenommen. Trotz der Konkursanmeldung sind 18 Arbeitsplätze nicht gefährdet; auch die Landwirte und Metzger bleiben weiterhin unbeeinträchtigt.

Juristische Auseinandersetzungen und Tierschutzskandal

Neben den finanziellen Schwierigkeiten steht der Schlachthof auch aufgrund eines laufenden Gerichtverfahrens im Fokus. Zwei Tierärztinnen und ein weiterer Angeklagter müssen sich vor dem Landgericht Aschaffenburg verantworten, da sie den Schlachthof vor unangekündigten Kontrollen gewarnt haben sollen. Unangekündigte Kontrollen sind für den Schutz des Tierwohls und die Gesundheit von entscheidender Bedeutung. Eine der angeklagten Tierärztinnen wies jedoch die Vorwürfe zurück und erklärte, sie habe lediglich ihren Partner, einen Inhaber eines Zerlegebetriebs, darum gebeten, den Schlachthof zu informieren.

Beide Angeklagten stehen wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht vor Gericht. Der Prozess wurde durch die belastenden Aufnahmen der „Soko Tierschutz“ angestoßen, in denen unter anderem die grausame Behandlung von Tieren zu sehen ist. Eine der Angeklagten führte an, dass während ihrer Anwesenheit im Schlachthof keine derartigen Vorfälle stattgefunden hätten, und verwies auf einen Personalmangel im Betrieb und bei den Behörden.

Zukunft des Schlachthofs

Die Stadt Aschaffenburg hatte den Pachtvertrag des Schlachthofs gekündigt, jedoch konnte ein Vergleich im Rechtsstreit erzielt werden. Der Betrieb muss bis zum 30. Juni 2026 eingestellt werden, mit einer Räumungsfrist bis zum 31. Dezember 2026. Sutor prüft unterdessen die Möglichkeit, einen stillgelegten Schlachthof in Brensbach, Hessen, zu reaktivieren. Zudem plant eine Interessengemeinschaft den Neubau eines Schlachthofs unter dem Namen „Mainland Fleisch“. Marco Häuser, Obermeister der Aschaffenburger Metzgerinnung, stellte fest, dass der Bedarf an regionalen Schlachthöfen gegeben ist und diese eine wichtige Rolle in der Wertschöpfungskette spielen.