
Am 10. April 1945 wurde der letzte Todeskandidat im Gefängnis Stadelheim hingerichtet. Guerrino Bozzato, ein 30-jähriger Mann aus Padua, war wegen des Schwarzverkaufs von gestohlenen Zigaretten und Fischfang verurteilt worden. Er galt als „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“. In dieser Zeit wurden im Gefängnis auch Widerständler, politisch Andersdenkende, Zwangsarbeiter und Kriegsdienstverweigerer hingerichtet, darunter prominente Opfer wie Mitglieder der Weißen Rose. Zwischen Januar und April 1945 sanken die Hinrichtungszahlen drastisch; nur 42 Todeskandidaten wurden in diesen vier Monaten hingerichtet.
Als Mitte April 1945 die Bediensteten des Gefängnisses sich weigerten, weiterhin an den Hinrichtungen mitzuwirken, verlegte die Justiz 47 Todeskandidaten in der Nacht zum 13. April nach Straubing. Auch dort weigerte sich das Personal, die Hinrichtungen durchzuführen. In einem weiteren Schritt beschloss der Gefängnisdirektor, die Todeskandidaten nach Dachau zu marschieren. Heinrich Hamm, ein kommunistischer Häftling, war unter den marschierenden Todeskandidaten und konnte schließlich mit einem Mitgefangenen auf einem ruderlosen Boot fliehen. Noch kurz vor der Eroberung Münchens durch US-Truppen war die Guillotine abgebaut und ins Zuchthaus Straubing transportiert worden.
Das Schicksal der Guillotine
Nach den Ereignissen in Stadelheim blieb die Guillotine zunächst im Straubinger Gefängnis, wurde jedoch später zur Reparatur nach Regensburg geschickt. Alois Weiß, ein ehemaliger Scharfrichtergehilfe, sollte dort als Scharfrichter eingesetzt werden. Die Todesstrafe wurde schließlich im Grundgesetz von 1949 abgeschafft, und die Guillotine wurde auf einen Speicher verbannt. 1974 wurde sie dem Bayerischen Nationalmuseum angeboten und zum Museumsstück. Über die Existenz der Guillotine war bis 2014 wenig bekannt, als ein Autor im Bayerischen Rundfunk erstmals öffentlich darüber berichtete. Ein Versuch, eine Ausstellung dazu zu veranstalten, wurde damals vom Kunstministerium abgelehnt.
In der jüngsten Diskussion über die Guillotine sprach sich Karl Freller, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, im April 2025 für eine mögliche Ausstellung aus. Die Geschichte des Gefängnisses Stadelheim und die dort vollzogenen Hinrichtungen sind somit Thema einer neuen Aufarbeitung, die den Fokus auf die dunkle Zeit und die damit verbundenen Schicksale legt, wie sowohl BR.de als auch Sueddeutsche.de berichteten.