Freyung-Grafenau

Das Kriegsende in Philippsreut: Erinnerungen an den Schrecken von 1945

Philippsreut, ein Grenzort, erlebte am Ende des Zweiten Weltkriegs heftigen US-Artilleriebeschuss. Der Beschuss begann am 25. April 1945 und dauerte mehrere Tage. Am 27. April 1945 wurde die Expositurkirche St. Karl Borromäus durch eine Granate vollständig zerstört. Die Bevölkerung hatte bereits während des Krieges unter Hunger und Entbehrungen gelitten und war mit Flüchtlingen aus dem Osten konfrontiert. Die 11. US-Panzerdivision rückte Ende April 1945 in die Region vor, um möglichen Widerstand zu eliminieren. Angehörige der 2. SS-Panzerdivision hatten sich in die Region zurückgezogen, was zu Spannungen führte.

Am 25. April 1945 traf eine Gruppe von Frauen, die mit SS-Angehörigen verbunden waren, in Philippsreut ein. Amerikanische Artillerie beschoss das Dorf, möglicherweise aufgrund der Annahme, dass sich SS-Einheiten dort versteckten. Der Beschuss führte zu materiellen Schäden, jedoch blieben die meisten Schäden begrenzt. Expositus Max Brandner barg das Allerheiligste aus der zerstörten Kirche und brach danach zusammen. Die Bevölkerung suchte Schutz in benachbarten Orten und Anwesen. Am 1. Mai 1945 besetzten die Amerikaner Philippsreut und beschlagnahmten Gebäude zur Einquartierung. Der Ortsgeistliche Max Brandner spielte eine zentrale Rolle in der Nachkriegszeit und half, Ordnung zu schaffen. Die Beziehung zwischen der Bevölkerung und den US-Besatzern verbesserte sich schnell.

Nachkriegszeit und Hilfeleistungen

Lebensmittelspenden aus den USA, einschließlich CARE-Paketen, trafen in Philippsreut ein. Eine Suppenküche wurde im Pfarrhaus eingerichtet, um Flüchtlingen zu helfen. Der Neubau der Kirche St. Karl Borromäus wurde trotz Schwierigkeiten vorangetrieben und am 11. Oktober 1950 geweiht. Das 75-jährige Jubiläum der Kirchenweihe wird am 12. Oktober gefeiert, mit Anwesenheit von Bischof Stefan Oster.

Nach 1945 wurden über zwölf Millionen Deutsche aus Ostmitteleuropa in Deutschland vertrieben. Viele Vertriebene suchten Halt und Hoffnung im Glauben, fanden jedoch oft keine Kirchen ihrer Konfession. Über 2500 Kommunen in Deutschland hatten keine Gotteshäuser für katholische Vertriebene. Pater Werenfried van Straaten aus den Niederlanden organisierte seit 1947 geistlichen Beistand für diese Menschen. 1950 schickte er den ersten von insgesamt 35 „Kapellenwagen“ auf Tour durch die Bundesrepublik. Der letzte existierende Kapellenwagen wurde der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung (SFVV) übergeben.

Die Kapellenwagen waren blassrot lackierte Sattelschlepper mit etwa zehn Meter langen Anhängern. Priester hielten bis 1970 Messen unter freiem Himmel in neuen Wohnvierteln katholischer Vertriebener. Aus den Anhängern wurde ein geweihter Altar herausgefahren; Innenwände waren mit geistlichen Motiven bemalt. Pater van Straaten organisierte auch Hunderte VW-Käfer für „Rucksackpriester“, die in kleinen Räumen Messen feierten. Der 1946 gebaute Kapellenwagen symbolisiert die Integration der Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg. Erika Steinbach, Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, bezeichnete den Wagen als Symbol für die Vertriebenenseelsorge. Bernd Fabritius, Steinbachs Nachfolger, nannte das Exponat „ein Stück Geschichte zum Sehen und Anfassen“.