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Im Rahmen des Projekts „Heal“ in Bad Birnbach wurde 2017 mit dem Test autonom fahrender Kleinbusse begonnen. Zunächst wurde ein Bus eingesetzt, ab 2022 war der Einsatz von drei fahrerlosen Bussen geplant. Die eingesetzten Sensoren ermöglichten das Erkennen von Hindernissen und ein autonomes Fahren. Doch am Silvestertag 2024 musste das Projekt aufgrund von Geldmangel eingestellt werden. Der Fahrzeughersteller EasyMile zieht sich aus dem Projekt zurück und konzentriert sich künftig auf Verkehre an Flughäfen und Schiffshäfen.
Ähnliche Projekte in anderen Städten Bayerns, darunter Hof, Kronach, Rehau und Bad Steben, wurden ebenfalls eingestellt. In Kelheim waren zwar fünf autonome Busse im Einsatz, das Projekt wurde jedoch als „erfolgreich“ abgeschlossen, blieb jedoch nicht nachhaltig. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen wurden insgesamt 45 Projekte in Deutschland aufgelistet, von denen die Mehrheit bereits eingestellt oder noch in Planung ist. Aktuell ist kein autonom fahrender Bus in Betrieb, obgleich die Projekte durch öffentliche Förderungen in Millionenhöhe unterstützt wurden. So erhielt das Kelheimer Projekt beispielsweise 10,9 Millionen Euro, während Bad Birnbach hohe sechsstellige Summen in Anspruch nahm.
Hintergründe und Herausforderungen
Ab Mitte 2023 mussten die beteiligten Gemeinden die Kosten für die Projekte selbst tragen, was in Anbetracht der klammen Kassen problematisch wurde. Zudem hat das Bundesverkehrsministerium eine Haushaltssperre erlassen, sodass mit weiteren Förderungen nicht zu rechnen ist. Alle in Bayern laufenden Projekte blieben auf dem Entwicklungsstand „Level 3“, was bedeutet, dass sie einen Operator erforderten, der im Notfall eingreifen konnte. Das Ziel war es, „Level 4“ zu erreichen, bei dem eine Leitstelle bei Vorfällen eingreifen würde. In Hamburg ist jedoch ein neues Projekt mit einer Förderung von 28 Millionen Euro ab Mitte 2025 geplant, auch hierbei ist die Begleitung durch menschliches Personal vorgesehen.
Bisherige autonome Kleinbusse hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h, was sie im städtischen Verkehr oft zu einem Hindernis machte. Trotz des Rückzugs aus den Projekten betont EasyMile weiterhin sein Engagement für Innovationen im Bereich des autonomen Fahrens. In Bad Birnbach soll das Liniennetz bestehen bleiben, dennoch werden nun normale Busse den Betrieb übernehmen.
Während in Deutschland Herausforderungen bei der Umsetzung autonomer Verkehrssysteme bestehen, präsentiert ZF auf der CES 2023 in Las Vegas die nächste Generation autonomer Level-4-Shuttles für den US-Markt. Dieses neue Shuttle-Modell ist darauf ausgelegt, mehrere Tausend Fahrzeuge in Zusammenarbeit mit dem US-Mobilitätsdienstanbieter Beep zu implementieren, um in spezifischen Gebieten der USA ein autonomes Transportsystem anzubieten. Die Shuttles sind mit modernster Sensortechnik ausgestattet und können bis zu 130 Kilometer elektrisch fahren.
Die geplante maximale Geschwindigkeit der neuen Shuttles wird zunächst bei 40 km/h liegen, später sollen 80 km/h erreicht werden können. Zudem bietet das Shuttle Platz für bis zu 22 Personen und erfüllt die Anforderungen des „Americans with Disabilities Act“ mit einer automatischen Rampe. Die ZF Mobility Solutions arbeitet an einem umfassenden Servicekonzept und stellt sicher, dass autonome ZF-Shuttles emissionsfrei betrieben werden können. Beep hat bereits über 100.000 Fahrstunden mit autonomen Shuttles absolviert und betreibt das größte private autonome Mobilitätsnetz in den USA.
Insgesamt zeigen die Entwicklungen in Bayern und den USA unterschiedliche Perspektiven auf den Stand der Technik im Bereich des autonomen Fahrens und die Herausforderungen, die mit der Implementierung einhergehen.
Merkur berichtete über die Schwierigkeiten autonomer Busprojekte in Bayern. Weitere Details zu ZFs neuen Shuttles und deren Einsatzmöglichkeiten wurden von Homburg1 veröffentlicht.