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Am Ingolstädter Landgericht hat ein prägnanter Fall rund um den Missbrauch von Heilpraktikertiteln und den Verkauf medizinisch unwirksamer Produkte für Krebspatienten für Aufsehen gesorgt. Die Mutter, eine Heilpraktikerin aus Schrobenhausen, wurde nach einem zweijährigen Prozess zu drei Jahren Haft verurteilt. Sie hatte das Produkt BG-Mun, eine Zuckerlösung ohne medizinische Wirksamkeit, als Behandlung für schwerkranke Patienten verkauft. Diese zweifelhafte Therapie war als Medikament ausgegeben worden und wurde unter falschen Versprechungen vermarktet, wie [Augsburger Allgemeine](https://www.augsburger-allgemeine.de/neuburg/neuburg-schrobenhausen-nach-heilpraktiker-prozess-jetzt-sitzt-die-tochter-auf-der-anklagebank-105551284) berichtete.
Nun sitzt die Tochter der Heilpraktikerin auf der Anklagebank. Die 31-Jährige war von 2017 bis 2020 in der Praxis ihrer Mutter tätig und hatte Patienten zu der BG-Mun-Therapie beraten sowie beim Vertrieb mitgewirkt. Dabei gab sie sich als Ärztin aus und führte in drei Fällen eigenständig Behandlungen durch. Ihr Titel „Prof.“ war einer „Cancer Church“ entliehen, was nun in der Anklage steht. Neben Betrug und Beihilfe zum Betrug sieht die Anklage auch den Missbrauch von Titeln sowie gefährliche Körperverletzung vor.
Verfahrensdetails und Anklagepunkte
Die Anklage gegen die Tochter wurde im Jahr 2021 erhoben. Zunächst wartete man das Gerichtsverfahren der Mutter ab, nachdem der längste Prozess in der Geschichte des Landgerichts Ingolstadt beendet war, in dem auch ihr Geschäftspartner verurteilt wurde, wie [Süddeutsche Zeitung](https://www.sueddeutsche.de/bayern/ingolstadt-prozess-falsches-krebsmittel-bg-mun-heilpraktiker-betrug-haft-1.5937156) erwähnte. Der Richter stellte fest, dass zwei der Anklagepunkte verjährt waren, was dazu führte, dass der Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung auf einfache Körperverletzung reduziert wurde.
Zu Beginn der Verhandlung gestand die Angeklagte alle Vorwürfe. Sie hatte sich bewusst für die Tätigkeit in der Praxis ihrer Mutter entschieden und wählte diese Über der Stelle als Assistenzärztin. Dabei erhielt sie lediglich ein reguläres Angestelltengehalt und erzielte keine Einnahmen aus den Behandlungen. Das Verfahren wurde letztendlich eingestellt, und die Angeklagte verpflichtet, 7500 Euro an den Neuburger Hospizverein zu zahlen. Der Richter äußerte in diesem Zusammenhang moralische Bedenken zu ihrem Verhalten.