
Der Zustand der Autobahnbrücken in Nordrhein-Westfalen (NRW) ist alarmierend. Wie die Borkener Zeitung berichtete, fallen 30 % der Autobahnbrücken in NRW in die schlechtesten Kategorien. Im Vergleich dazu sind es in Bayern weniger als 10 %. Eine umfassende Untersuchung des „Brückenmonitors“ der Industrie- und Handelskammer NRW und der RWTH Aachen zeigt, dass NRW 600 mehr Sanierungen benötigt als die benachbarten Bundesländer Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zusammen. In Rheinland-Pfalz sind lediglich 14 % der Autobahnbrücken sanierungsbedürftig, während in Baden-Württemberg dieser Wert bei 19 % liegt.
Die Sperrung der Rahmede-Talbrücke hat gravierende wirtschaftliche Folgen: Ein Schaden in Höhe von 1,8 Milliarden Euro wird prognostiziert, und die Genehmigungsdauer für die Sprengung dieser Brücke beträgt anderthalb Jahre. Dies führt dazu, dass 250 Kilometer Landesstraßen als Umleitungsstrecken stark belastet werden. Insgesamt sind in NRW 2.440 Autobahnbrücken als marode eingestuft. Die Zahl der Unternehmen, die über Beeinträchtigungen durch mangelhafte Verkehrs-Infrastruktur klagen, ist von 59 % im Jahr 2013 auf 79 % gestiegen.
Forderungen nach Verbesserungen
Die Modernisierung der Brücken wird als unverzichtbar für die Wirtschaft in NRW angesehen. Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) hat den Nachholbedarf bei der Sanierung anerkannt, jedoch kritisiert die FDP-Landtagsfraktion die langsame Umsetzung der Projekte. Der Baufortschritt bei Autobahnbrücken in NRW ist in den letzten zwei Jahren um 20 % rückläufig. Gründe hierfür sind steigende Baukosten und nicht genutzte Bundesmittel.
Zusätzlich fordern Experten eine „Brücken-Task-Force“. Diese soll helfen, den Handlungsdruck im Brückenmanagement zu erhöhen, der in den kommenden zehn Jahren zunehmen wird. Eine Vorschlag zur Verkürzung der Bauzeiten ist die Ausschreibung von Brücken als Gesamtbauwerke. Aktuell kostet der Neubau einer Rheinbrücke bereits rund eine Milliarde Euro.
Angesichts der hohen Anzahl maroder Brücken in Deutschland, insbesondere in NRW, wurden in der WDR-Berichterstattung auch die Hauptgründe für den besorgniserregenden Zustand erläutert. Viele der Brücken, die vor 1980 gebaut wurden, erreichen mittlerweile ihre Altersgrenze, während gleichzeitig unzureichende Sanierungen und Neubauten zur Problematik beitragen. Zudem wurden in den Jahren 2022 und 2023 Bundesmittel in Höhe von 60 Millionen Euro nicht abgerufen.
Um die Situation zu verbessern, werden von der IHK Vereinfachungen bei der Planung neuer Brücken gefordert, insbesondere kurze Wartezeiten auf Genehmigungen. Verkehrsminister Krischer steht dabei in der Kritik, da die von ihm geführte Verwaltung für die Verschlechterungen im Datenmanagement verantwortlich gemacht wird.