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EBM-Papst, ein traditionsreiches Unternehmen, hat sich entschieden, sich aus der Automobilindustrie zurückzuziehen. Der CEO Klaus Geißdörfer kündigte im Oktober 2022 an, dass das Unternehmen sowohl die Autoindustrie als auch die Hausgeräteindustrie nicht mehr beliefern wird. Dieser Schritt bedeutet einen Verzicht auf 10 % des Umsatzes, was trotz der damaligen Stolz über die Partnerschaft mit Mercedes-AMG Petronas Motorsport kein Bedauern hervorruft. Der letzte Auftrag für Audi, den letzten Partner im Automobilsektor, wurde Ende 2023 abgearbeitet.
Nach diesem Rückzug meldete EBM-Papst für das Geschäftsjahr 2023/24 einen Umsatzrückgang von 5,2 % auf knapp 2,41 Milliarden Euro. Dieser Rückgang ist direkt auf den Ausstieg aus der Automobiltechnik und aus der Hausgeräteindustrie zurückzuführen. Besonders zu spüren bekam das Unternehmen den Druck im Segment Heiztechnik, das einen Umsatzrückgang von 18,7 % auf 322,9 Millionen Euro verzeichnete.
Neuausrichtung und Herausforderungen
Die aktuelle Strategie von EBM-Papst konzentriert sich auf die Bereitstellung von Lösungen für Wärmepumpenhersteller und Cloud-Anbieter. Geißdörfer sieht großes Potenzial in den Bereichen erneuerbare Energien, Data-Center und Klimatechnik. Trotz eines schwachen ersten Quartals in Europa konnte der Bereich Luft- und Klimatechnik ein Umsatzplus von 9,5 % auf 1,73 Milliarden Euro erzielen und zeigt sich damit gut positioniert, besonders mit Ventilatoren für Rechenzentren und Anlagen im Bereich erneuerbare Energien.
Die Umstellung des Geschäftsmodells verläuft jedoch nicht ohne Schwierigkeiten. Es gibt politische Unsicherheiten in Deutschland, die den Strategieschwenk beeinflussen. Um flexibel auf die wirtschaftlichen Herausforderungen zu reagieren, wurde in bestimmten Bereichen Kurzarbeit eingeführt, und EBM-Papst spürt seit Anfang 2022 eine konjunkturelle Schwäche in Deutschland und Europa. Dabei wurden Aufträge aus der Region hinter den Erwartungen zurückgelassen, was die Auslastung der europäischen Werke verringert hat, wie [focus.de](https://www.focus.de/finanzen/news/deutsche-traditionsfirma-ebm-papst-wendet-sich-von-autoindustrie-ab_id_260646297.html) berichtete.
EBM-Papst ist in rund 50 Ländern aktiv und stellt nicht nur Lüfter für die Automobilindustrie, sondern auch für verschiedene andere Anwendungsbereiche, einschließlich Medizintechnik und Gebäudekühlung, her. Das Unternehmen investierte kürzlich rund 60 Millionen Euro in einen neuen Technikum in Mulfingen, was 60 neue Arbeitsplätze zur Folge hatte. Auch das innovative Engagement wurde 2023 mit dem Mittelstandspreis gewürdigt, was die Ausrichtung auf nachhaltige und digitale Lösungen unterstreicht.