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Handyverbot an Schulen: Politik fordert drastische Maßnahmen!

In Berlin fordern drei Stadträte der SPD ein allgemeines Handyverbot an Schulen. Gordon Lemm (Marzahn-Hellersdorf), Carolina Böhm (Steglitz-Zehlendorf) und Oliver Schworck (Tempelhof-Schöneberg) appellieren in einem offenen Brief an die Senatorinnen für Bildung und Gesundheit, ein verbindliches Verbot für alle allgemeinbildenden Schulen zu erlassen. Begründet wird diese Forderung mit alarmierenden Zahlen: Studien zufolge sind 40 Prozent der Schüler*innen bereits Opfer von Cybermobbing, oft in der Schule.

Die Situation an Schulen wird als problematisch beschrieben, Cybermobbing sowie der Konsum gewaltverherrlichender und pornographischer Inhalte seien weit verbreitet. Schulen werden vom Schreiben der Stadträte als „Ort der Angst“ und „Tatort“ charakterisiert. Während die Senatsverwaltung für Bildung darauf hinweist, dass Schulen eigenverantwortlich handeln können und viele bereits ein Handy-Verbot beschlossen haben, kritisieren die Stadträte diese Maßnahmen als unzureichend und fordern ein umfassendes Verbot. In Brandenburg ist ein Handyverbot für Grundschulen geplant, das auch für die 6. Klasse gelten soll, wobei Schüler*innen ihre Handys während des Unterrichts in Taschen oder Schließfächern verstauen müssen.

Forderungen und Kritik

Die SPD-Stadträte verlangen ein Handyverbot für die gesamte Schulzeit, das auch Ober- und Berufsbildende Schulen einschließt. Lehrer*innen sollten in Ausnahmefällen und bei Relevanz für den Unterricht Handys erlauben dürfen. Die Bildungsverwaltung sieht keinen Handlungsbedarf und betrachtet Medienbildung als fächerübergreifendes Thema. Der Landesschüler-Ausschuss kritisiert ein grundsätzliche Verbot und fordert stattdessen Unterstützung für Schüler*innen im Umgang mit digitalen Medien.

Zusätzlich beleuchtet eine Untersuchung die aktuelle Nutzung von Smartphones unter Jugendlichen in Deutschland. Laut der Postbank Jugend-Digitalstudie verbringen Jugendliche wöchentlich 36,9 Stunden am Smartphone, wobei die tägliche Nutzung für 16- bis 18-Jährige über fünf Stunden beträgt. Ein auffälliger Aspekt ist, dass 23 Prozent der benachrichtigenden Interaktionen während der Schulzeit erfolgen. Die Studien zeigen auch, dass 24,5 Prozent der 10- bis 17-Jährigen Social-Media-Dienste riskant nutzen, was potenziell schädliche Folgen für ihre physische oder psychische Gesundheit haben könnte.

Infolge dieser Bedenken wird die Einführung von Handyverboten an Schulen zunehmend von Regierungen erwogen, wie zuletzt in England und den Niederlanden. In Deutschland denken immer mehr Schulen über ein Verbot der privaten Handynutzung nach. Allerdings gibt es wenige wissenschaftliche Untersuchungen zu den Auswirkungen eines solchen Verbots auf den Lernerfolg. Eine Studie aus England von 2016 hat gezeigt, dass Schulen mit Handyverboten signifikant bessere Testergebnisse verzeichneten, insbesondere bei leistungsschwächeren Schülern.

Gegensätzliche Meinungen ergeben sich aus einer Untersuchung eines schwedischen Forscherteams aus dem Jahr 2019, das keinen positiven Effekt eines Handyverbots feststellen konnte, da der Unterricht dort stark digitalisiert ist. Regelmäßige Befragungen von 15-Jährigen zum Thema Handynutzung sind zudem Bestandteil der PISA-Studie.