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In einer bedeutenden Entscheidung hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte in ihrer Januar-Sitzung die Umbenennung des Nettelbeckplatzes in „Martha-Ndumbe-Platz“ beschlossen. Dies geschieht 80 Jahre nach dem Tod von Martha Ndumbe, die im KZ Ravensbrück ums Leben kam. Die Entscheidung wurde im Rahmen eines Antrags gefasst, der von den Fraktionen der Grünen, SPD und Linken unterstützt, jedoch von der CDU abgelehnt wurde.
Das Bezirksamt wurde nun beauftragt, diese Umbenennung umzusetzen und eine feierliche Einweihung im Frühjahr 2025 zu organisieren. Zugleich wird eine Informationstafel aufgestellt, um den historischen Hintergrund und die Bedeutung der Namensänderung zu erläutern. Die Umbenennung wird als notwendig erachtet, da der ursprüngliche Name mit kolonialen Bezügen verbunden ist. Für die Anwohner und Gewerbetreibenden wird es postalisch keine Änderungen geben, da der größte Teil des Platzes zur Gerichtstraße gehört.
Hintergrund zu Martha Ndumbe
Martha Margaretha Ndumbe wurde 1902 in Berlin geboren. Ihr Vater, Jacob Ndumbe, war ein Kolonialmigrant aus Kamerun, der 1886 zur Kolonialausstellung nach Berlin kam. Nach der Trennung ihrer Eltern wuchs Martha bei Pflegeeltern auf und brachte mit 16 Jahren eine Tochter zur Welt, die früh verstarb. Sie arbeitete abwechselnd als Stickerin und Fabrikarbeiterin. 1932 heiratete sie Kurt Borck, der sie misshandelte und 1933 zur Sexarbeit zwang. Nach der Scheidung 1938 setzte sie ihre Tätigkeit als Sexarbeiterin fort und wurde mehrfach wegen Diebstahls verurteilt.
Als „asozial“ kategorisiert von der SS, wurde sie ins KZ Ravensbrück deportiert, wo sie vermutlich 1945 an Tuberkulose starb. Martha Ndumbes Lebensgeschichte steht beispielhaft für die diskriminierten Opfergruppen des Nationalsozialismus. Ihr wurde bereits 2021 ein Stolperstein in Berlin gewidmet, der erste für eine schwarze deutsche Frau. Die Umbenennung des Platzes wird von verschiedenen Akteuren, wie dem Verein Straßenlärm Berlin e.V., als ein wichtiger Schritt hin zu mehr Anerkennung und Gedenken dieser Geschichte begrüßt.
Die offiziellen Schritte zur Umbenennung in den Martha-Ndumbe-Platz und die geplante Informationstafel sind Teil eines wachsenden Bewusstseins für die Notwendigkeit, koloniale und diskriminierende Namen zu überdenken, wie weddingweiser.de und straßenlaerm.berlin berichten.