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Streit um Gedenkrede: PEN fordert Rückkehr von Boehm nach Buchenwald!

In den Tagen vor der Gedenkfeier zur Befreiung des KZ Buchenwald am 6. April 2025 gibt es kontroverse Diskussionen um die abgesagte Rede des israelischen Philosophen Omri Boehm. Die Autorenvereinigung PEN Berlin hat die Entscheidung, Boehms Vortrag zu verschieben, scharf kritisiert. Sie bezeichnete Boehm als „höchst geeigneten Redner“ für die Gedenkveranstaltung und fordert, dass die Gedenkstätte Buchenwald die Rede schnellstmöglich nachholen solle, wie WELT berichtete.

Die Gedenkstätte Buchenwald, unter der Leitung von Jens-Christian Wagner, hatte ursprünglich die Rede Boehms für die Gedenkfeier eingeplant. Die Entscheidung, die Rede abzusagen, wurde laut Wagner nach Rücksprache mit Boehm getroffen und ist auf Konflikte mit Vertretern der israelischen Regierung zurückzuführen. Wagner betonte, dass man die Überlebenden des KZ Buchenwald nicht in diesen Konflikt ziehen wolle, da für viele von ihnen dies möglicherweise der letzte runde Jahrestag sein könnte, an dem sie an einer solchen Veranstaltung teilnehmen können. Der israelische Botschafter Ron Prosor äußerte scharfe Kritik an Boehm und bezeichnete die Einladung als „aberwitzig“, was ebenfalls von PEN Berlin aufgegriffen wurde.

Die Hintergründe der Absage

Die Entscheidung, die Rede Boehms nicht stattfinden zu lassen, wurde auch von der Kritik Prosors beeinflusst, der anmerkte, dass Boehm bei seinen Auftritten „zerbrochenes Porzellan“ hinterlasse. Prosor wies zudem darauf hin, dass er Formen des Holocaust-Gedenkens ablehne, die nicht den politischen Ansichten seiner Regierung entsprechen. Wagner rief zur Verantwortung auf, um nicht die Überlebenden der Konzentrationslager zu instrumentalisieren, was Prosor Wagner anschließend als „Feigheit“ vorwarf. Laut Boehm, der als Enkel einer Holocaust-Überlebenden einen sensiblen Bezug zur Thematik hat, wollte er sich nicht zu den aktuellen Diskussionen äußern.

Omri Boehm wurde 2024 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für sein Buch „Radikaler Universalismus“ ausgezeichnet. Seine Einladung zur Gedenkveranstaltung war ursprünglich aufgrund seiner erwarteten ethisch fundierten Gedanken zum Verhältnis von Geschichte und Erinnerung sowie zu den universellen Menschenrechten im Kontext der NS-Verbrechen ausgesprochen worden. Die Auseinandersetzungen rund um diese Veranstaltung werfen ein Licht auf die Herausforderungen, die die Gedenkkultur in der Gegenwart mit sich bringt.