
Ein tragisches Ereignis hat im Bezirk Mitte in Berlin für Schlagzeilen gesorgt: Ein obdachloser Mann ist in einem Müllcontainer ums Leben gekommen. Dieser Vorfall hat die Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte auf den Plan gerufen, die nun verstärkt Maßnahmen gegen Obdachlosigkeit fordert. Berliner Zeitung berichtete, dass der Vorfall als Beispiel für die menschenunwürdigen Bedingungen beschrieben wird, unter denen obdachlose Menschen leben müssen.
Die Linksfraktion hat betont, dass niemand gezwungen sein sollte, Schutz in Abfallcontainern zu suchen. Der Tod des Mannes wird als kein Einzelfall angesehen und verdeutlicht die Dringlichkeit, langfristige Maßnahmen gegen Obdachlosigkeit zu implementieren. Die geforderten Maßnahmen umfassen eine Ausweitung der Obdachlosenhilfe sowie Präventionsmaßnahmen. Hierzu zählen unter anderem die Bereitstellung zusätzlicher Schutzräume, Tagestreffs und Notübernachtungsmöglichkeiten, insbesondere in den Wintermonaten. Zudem soll die Sozialarbeit gestärkt werden, um obdachlose Menschen frühzeitig zu erreichen und Perspektiven zu bieten. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Verbesserung des Zugangs zu langfristigem Wohnraum durch gezielte Programme und Kooperationen mit sozialen Trägern und der Wohnungswirtschaft.
Aktuelle Strategien gegen Obdachlosigkeit
Im Kontext obiger Entwicklungen wird die Situation in Deutschland und Europa beleuchtet. Im Jahr 2024 erlebten mehr als zwei Millionen Menschen in OECD- und EU-Ländern Obdachlosigkeit, wie in einem Bericht von Vorwärts dargelegt wird. Politikanalyst Ali Bargu hebt die Notwendigkeit von Reformen im Kampf gegen Obdachlosigkeit hervor. Die Studie zeigt, dass mehr als die Hälfte der OECD- und EU-Länder nationale Obdachlosigkeitsstrategien besitzen.
Deutschland verfolgt ebenfalls eine nationale Strategie zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit. Sabine Bösing von der BAG W bezeichnet den Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung als wichtigen Schritt, dessen Ziel es ist, bis 2030 Maßnahmen zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit zu entwickeln. Zu den Schwerpunkten des Aktionsplans unter Leitung von Bundesbauministerin Klara Geywitz gehören der Bau von mehr bezahlbaren Wohnungen sowie die Ausweitung des Wohngeldes. Außerdem sollen Qualitätsstandards für Notunterkünfte festgelegt werden, um die Lebensbedingungen für obdachlose Menschen zu verbessern.
Im Jahr 2023 waren etwa 439.500 Menschen in Deutschland im System der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht, während rund 60.400 Personen vorübergehend bei Angehörigen oder Freunden lebten. Der Bericht weist zudem darauf hin, dass es in Österreich an einer nationalen Strategie fehlt, während Wien proprio eine neue Strategie entwickelt hat, die am Housing-First-Ansatz orientiert ist. Hamburg folgt einem ähnlichen Ansatz mit Housing-First-Projekten, die 2022 gestartet wurden.