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In Lüneburg, Niedersachsen, berichtet die Stadt von bedeutenden Bodenbewegungen, die zur Senkung des Bodens führen. Diese Bewegungen betreffen insbesondere das sogenannte Senkungsgebiet in der westlichen Altstadt, wo bereits mehrere Häuser aufgegeben werden mussten. Die Ursachen für die Bodenbewegungen sind chemische Reaktionen, wie das Aufquellen von Gipsanteilen und das Aufsteigen von Salz durch Erdschichten, die auch in der geschichtlichen Salzproduktion der Stadt verwurzelt sind. Lüneburg war im Mittelalter eine bedeutende Hansestadt, deren Reichtum auf der Salzgewinnung basierte, die über Jahrhunderte hinweg zur Konservierung von Lebensmitteln nach ganz Europa verschifft wurde. Die Lüneburger Saline war bis zu ihrer Schließung im Jahr 1980 ein zentraler Bestandteil dieser Industrie.
Bereits seit den 1970er Jahren wurden in der Altstadt starke Bewegungen registriert, wobei aktuelle Veränderungen im Senkungsgebiet mittlerweile nur noch im Millimeterbereich auftreten. Die örtlichen Behörden überwachen die Erdbewegungen an etwa 300 Messpunkten. Geologe Thorsten Trapp hat einen Zusammenhang zwischen dem Niederschlag und der Senkungsrate festgestellt. Das überwachte Senkungsgebiet hat eine Fläche von 1,8 Quadratkilometern, wobei der Salzstock sich in Tiefenlagen von 30 bis 70 Metern befindet.
Geologische Hintergründe und Folgen
Die geologischen Absenkungen in Lüneburg sind nicht nur ein Produkt der modernen Überwachung, sondern wurzeln in der Geschichte der Salzgewinnung, die im Mittelalter begann. Diese Absenkungen betreffen mittlerweile die Bausubstanz in der Frommestraße erheblich, wo der Verlust von Stabilität zu einem Abriss von Gebäuden geführt hat. Historische Bauwerke, die der Senkung zum Opfer fielen, umfassen unter anderem die Marienkirche und die Lambertikirche, die beide im 19. Jahrhundert abgerissen wurden.
Die Absenkungen haben sich seit den 1940er Jahren, als die Überwachung begann, deutlich verändert. Während im 19. Jahrhundert noch Absenkungen von 3 bis 5 cm pro Jahr registriert wurden, liegt die heutige Rate bei etwa 3 mm pro Jahr. Diese Veränderungen sind vor allem im historischen Viertel zwischen der Saline und dem Kalkberg sichtbar, wo das Gelände teilweise um bis zu 78,5 cm in einem Zeitraum von nur vier Jahren sank.
In der Frommestraße finden sich besondere geologische Merkmale wie das „Tor zur Unterwelt“, das 2014 nach dem Abriss zweier einsturzgefährdeter Häuser wiederaufgebaut wurde. Die aktuellen Erdbewegungen werden zusätzlich am Ochtmisser Kirchsteig beobachtet, wo auch Schäden an Gebäuden, wie den schiefen Säulen der Michaeliskirche, dokumentiert sind. Die Schließung der Saline war 1980 bedingt durch die Senkungen und die Unrentabilität der Salzgewinnung, was Auswirkungen auf die gesamte Region hat, die sich bis in die Gegenwart zeigen.