
Der Frauenfußball in Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Stars wie Giulia Gwinn, Klara Bühl und Jule Brand haben die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, während legendäre Spielerinnen wie Birgit Prinz und Alexandra Popp den Grundstein für den Erfolg des deutschen Frauenfußballs gelegt haben. Über 200.000 Frauen und Mädchen sind derzeit in deutschen Fußballclubs aktiv, was die wachsende Beliebtheit dieses Sports unter Frauen unterstreicht.
Ein neues Buch von Torsten Körner mit dem Titel „Wir waren Heldinnen“ beschreibt die Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland und thematisiert die lange Zeit bestehende Obstruktionspolitik des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der erst 1970 Frauenfußball erlaubte. Zuvor erlebten Frauen, die sich für diesen Sport interessierten, häufig Hohn und Verachtung. In einem DFB-Jahrbuch von 1955 wurde sogar behauptet, dass der Frauenfußball die „weibliche Anmut“ gefährde. Körner kritisiert den DFB für seine frauenfeindlichen Äußerungen und die übergreifende ‚maskuline Meistererzählung‘.
Die Rolle der Pionierinnen und der Medien
Das Buch von Körner enthält auch Geschichten von Pionierinnen wie Christa Kleinhans, die inoffizielle Länderspiele organisierte. Josef Floritz, ein entscheidender Unterstützer des Frauenfußballs, gründete den Deutschen Damenfußball-Verein. Trotz der Fortschritte hat die Berichterstattung der Medien über Frauenfußball oft von Sexismus geprägt gewesen, was die Sichtbarkeit und Akzeptanz des Sports weiter beeinträchtigt hat. Auch heute noch erfahren Frauen im Fußball, wie die ZDF-Reporterin Claudia Neumann, in sozialen Medien Hass und Diskriminierung.
Die Bedeutung der Aufhebung des Fußballverbots für Frauen im Jahr 1970 wird von vielen als Meilenstein für Geschlechtergerechtigkeit im Sport verstanden. Die Integration des Mädchen- und Frauenfußballs in die Strukturen des DFB brachte sowohl Fortschritte als auch Herausforderungen mit sich. Spielerinnen fordern mittlerweile nicht nur angemessene Gehälter, sondern auch eine bessere mediale Repräsentation und Teilhabe an Entscheidungspositionen.
Die Diskussion um die Gleichstellung im Fußball wird auch von feministischen Sportforscherinnen intensiv geführt. Es wird kritisiert, dass sportliche Leistungen oft an Männlichkeit gekoppelt werden und dass die Integration in bestehende Verbandsstrukturen Risiken birgt, da diese häufig von männlich konnotierten Werten und Normen geprägt sind. Initiativen wie DISCOVER FOOTBALL setzen sich dafür ein, Solidarität und gegenseitige Unterstützung unter Spielerinnen zu fördern und diskutieren sogar die Möglichkeit eines eigenen, unabhängigen Verbands für den Frauenfußball.