
In Deutschland stehen Strafverfolgung und Ladendiebstahl derzeit im Fokus. Jährlich kommen rund 5,5 Millionen neue Strafverfahren in Deutschland hinzu, wobei nur etwa 350.000 dieser Verfahren zu einer Anklage führen. Dies entspricht einer Anklagequote von etwa 1 zu 15. Der zunehmende Rückgang der Anklagen wird teils auf die steigende Einstellung von Fällen wegen Geringfügigkeit zurückgeführt. Eine umfassende Untersuchung der Lage hat die DRB-Bundesgeschäftsführer Sven Rebehn zu dem Aufruf veranlasst, die Staatsanwaltschaften und Strafgerichte durch einen Rechtsstaatspakt zu verstärken. Besonders alarmierend ist der Anstieg der Anzeigen für Ladendiebstahl, von denen jedoch nur ein Bruchteil zu Anklagen führt.
Das EHI Retail Institut in Köln schätzt, dass jährlich etwa 24 Millionen Ladendiebstähle unbemerkt bleiben, was zu finanziellen Verlusten von etwa 2,8 Milliarden Euro pro Jahr führt. Zusätzlich entgehen dem Staat mehrere Hundert Millionen Euro an Umsatzsteuereinnahmen, was die Belastung für jeden Steuerzahler auf rund 34 Euro pro Jahr anhebt. Händler sind zunehmend besorgt über die mangelnde Konsequenz des Staates im Kampf gegen Diebstahl. Der Handelsverband Deutschland (HDE) fordert unter anderem, dass schwere Diebstähle mit mindestens einem Jahr Haft bestraft werden und dass Verfahren nicht eingestellt werden dürfen. Dazu sind verstärkte Videoüberwachung und eine bessere Vernetzung der Strafverfolgung für die schnellere Täterfahndung notwendig.
Steigende Diebstahlszahlen im Einzelhandel
Im Jahr 2023 gab es im Einzelhandel eine alarmierende Zunahme der Ladendiebstähle. Detaillierte Berichte zeigen, dass der Einzelhandel insgesamt 1,55 Milliarden Euro in Maßnahmen zur Diebstahlprävention investierte. Bei etwa 426.000 Anzeigen wurde die höchste Zahl seit 2006 verzeichnet. Die Ursachen für den Anstieg sind unter anderem die Inflation, die sinkende Kaufkraft der Verbraucher sowie die Zunahme professioneller Diebesbanden. Diese Trends belasten nicht nur die Einzelhändler, sondern auch den Fiskus und die Kunden.
Die polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Diebstahlszahlen seit dem Ende der Corona-Pandemie. Es wird geschätzt, dass nur etwa 0,5 Prozent der Diebstähle angezeigt werden. An jedem Verkaufstag bleiben schätzungsweise 100.000 Ladendiebstähle unentdeckt. Die typischerweise gestohlenen Waren umfassen alkoholische Getränke, hochwertige Markenbekleidung, Elektrogeräte sowie Tabakwaren und Kosmetika. Neuere Warengruppen wie Fleisch und Molkereiprodukte finden zunehmend ihren Weg in die Beute der Diebe.
Der Anstieg der Diebstähle wird auch teilweise auf Personalengpässe in den Geschäften zurückgeführt. Während professionelle Diebesbanden nur 6 Prozent der Diebstähle ausmachen, verursachen sie jedoch 30 Prozent des Gesamtschadens. Gelegenheitsdiebe sind häufiger anzutreffen und handeln oft aus finanzieller Not oder Langeweile. Die Sicherheitsmaßnahmen im Einzelhandel umfassen Überwachungskameras, Sicherheitsetiketten und erhöhten Personaleinsatz, während das Strafmaß für Ladendiebstahl in Deutschland von Geldstrafe bis zu Freiheitsstrafen von bis zu zehn Jahren reicht. Einzelhändler hoffen auf konsequente und schnellere Bestrafung der Straftaten, während Künstliche Intelligenz verstärkt zur Verbesserung des Diebstahlschutzes eingesetzt werden soll.