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In Lüneburg gibt es zunehmende Sorgen über Drogenkonsum und -handel in der Innenstadt. Iris Prinke-Gosch, eine Physiotherapeutin, berichtete von problematischen Zuständen im Innenhof ihrer Praxis, wo Drogen genutzt und verkauft werden. Anwohner Arndt Liebermann äußerte in einem Offenen Brief Besorgnis über die wachsende Drogenszene und Vandalismus in der Nähe der St.-Johannis-Kirche sowie der Kneipe „Jekyll & Hyde“. Trotz dieser Berichte konnte die Polizei Lüneburg keine signifikante Zunahme von Drogenkriminalität, Vandalismus und Körperverletzungen bestätigen, was möglicherweise daran liegt, dass Vorfälle nicht ausreichend gemeldet werden.
Pastor Diederik Noordveld wies ebenfalls auf die Herausforderungen durch eine Trinkerszene, Menschen mit psychischen Erkrankungen und Konsumenten von Drogen in der Umgebung hin. Prinke-Gosch erklärte, dass sie oft keine Zeit habe, die Polizei zu rufen, und stattdessen direkt mit den Menschen im Innenhof spreche. Der Innenhof sei häufig mit Urin, Erbrochenem und Unrat verschmutzt, was für sie belastend sei. Noordveld begrüßte die Wiederaktivierung des Runden Tisches durch die Stadt, um die Probleme zu diskutieren.
Polizei und Stadtverwaltung reagieren
Die Diskussion über die Drogenszene wird auch auf der Facebookseite der Landeszeitung fortgeführt, wobei Anwohner und Gewerbetreibende einbezogen werden sollen. Stadtsprecherin Ann-Kristin Jenckel kündigte einen Austausch zwischen der Polizei und den Anwohnern an. Die Polizeiinspektion Lüneburg/Lüchow-Dannenberg/Uelzen berichtete, dass die Zahl der Delikte zwischen 2022 und 2023 stabil geblieben ist, jedoch ein möglicher Anstieg im Jahr 2024 erwartet wird. Regelmäßige Schwerpunktkontrollen und der Einsatz von Zivilfahndern wurden bereits angestoßen, und Anwohner werden ermutigt, Straftaten zu melden, auch nachträglich. Pastor Noordveld befürchtet, dass sich die Situation in den wärmeren Monaten verschärfen könnte.
Parallel zu diesen lokalen Entwicklungen befasste sich die Polizeidirektion Lüneburg mit dem Gesamtbild der Kriminalität in der Region. Im Jahr 2023 wurden 81.200 Straftaten verzeichnet, ein Anstieg von 4,97 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies stellt die höchste Zahl an Straftaten seit 2017 dar und liegt deutlich über dem zehnjährigen Mittelwert. Besonders auffällig war der Anstieg bei Diebstahlsdelikten, die um 10,49 Prozent auf insgesamt 26.967 Fälle zulegten.
Die Polizeidirektion hob hervor, dass die Aufklärungsquote auf 64,61 Prozent gesteigert wurde, was die zweitbeste Quote in Niedersachsen darstellt. Während Straftaten gegen das Leben zurückgingen, wurden insbesondere Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und Wohnungseinbruchdiebstähle verzeichnet. Bei den aktuellen Herausforderungen besteht ein klarer Handlungsbedarf, sowohl in der Strategie der Polizeiarbeit als auch in der Kommunikation mit der Bevölkerung.