
In Hamburg-Bergedorf hat sich der letzte Pächter der Kleingartenkolonie am Curslacker Neuer Deich von seiner Parzelle verabschiedet. Alexander, der nach einem monatelangen Kampf um den Erhalt seines Gartens schließlich gegen den geplanten Abriss verloren hat, huldigte diesem besonderen Moment mit Musik von Andrea Bocelli und einem beeindruckenden Feuerwerk. Während 96 andere Pächter bereits freiwillig ihre Lauben geräumt hatten, entschloss sich Alexander, Einspruch gegen die Räumung einzulegen. Er forderte 100.000 Euro für seine Laube sowie zusätzlich 100.000 Euro für den Naturschutz.
Der Rechtsstreit führte Alexander ohne anwaltliche Unterstützung, in dem Wissen, dass die Chancen auf einen Sieg gering waren. Im April gelang jedoch ein Vergleich, bei dem er 15.000 Euro erhielt, während 5.000 Euro an die Hamburger Wildtierstiftung gingen. Der Abriss der Parzelle markiert für ihn das Ende eines Naturparadieses mit einer seltenen Vielfalt. Auf dem Terrain soll der Körber Campus errichtet werden, der eine Gesamtfläche von knapp 50.000 Quadratmetern umfassen wird. Der Technologiekonzern Körber, der global über 12.000 Mitarbeiter an mehr als 100 Standorten beschäftigt, plant die Fertigstellung des Campus für Anfang 2027.
Umsiedlung von Kleingärtnern im Zusammenhang mit Innovationspark
Die Räumung der Kleingartenflächen betrifft nicht nur Alexander. Eine umfassende Untersuchung ergab, dass auch andere Kleingärtner von der geplanten Erweiterung des Innovationsparks in Bergedorf betroffen sind. Insgesamt müssen 97 Kleingartenparzellen, die dem Kleingartenverein „Bergedorfer Schrebergartenverein“ von 1920 e.V. angehören, geräumt werden. In den 2010er Jahren wurden an der Rothenhauschaussee rund 50 zusätzliche Parzellen angelegt.
Das Bezirksamt Bergedorf ist derzeit mit dem Bebauungsplanverfahren Bergedorf 108 beschäftigt, welches die Sicherung aktueller Kleingartenparzellen sowie die Schaffung neuer Flächen zum Ziel hat. Der Bebauungsplanentwurf sieht vor, dass südlich der Rothenhauschaussee Dauerkleingartenflächen entwickelt werden, während die ungenutzte Fläche am Speckenweg aufgrund ihrer Anbindung an einen bestehenden Kleingartenverein in die Planung einfließt. Die Kleingärtner wurden darüber informiert, dass ein Anspruch auf bestimmte Ersatzflächen nicht besteht. Die Kündigung der Kleingartenflächen ist zum 30. November 2024 geplant, gefolgt von einem Rückbau ab Dezember 2024.
Die Auswirkungen der Umsiedlung auf die Artenvielfalt und den ökologischen Wert sollen durch Grünflächen und naturschutzfachliche Ausgleichsflächen minimiert werden. Mit dem neuen Bebauungsplan Bergedorf 99 werden zudem über sechs Hektar öffentliche Parkanlagen geschaffen, die zusätzliche Erholungsräume bieten sollen.