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Die Zukunft der „Esso-Häuser“ auf St. Pauli steht erneut in der Kritik. Nach jahrelangen Verzögerungen und Planungsproblemen wurden neue Entwürfe präsentiert, die von den Anwohnervertretern der Planbude stark abgelehnt werden. Diese war 2014 gegründet worden, um die Interessen der Anwohner zu bündeln, nachdem die ursprünglichen Gebäude und die dazugehörige Tankstelle abgerissen wurden. Nun äußert die Planbude in einer aktuellen Stellungnahme ihre tiefe Enttäuschung über den neuen Entwurf, der als „dumm, brutal und teuer“ beschrieben wird, und sieht ihn als utilitaristischen Riesenklotz ohne Bezug zur Nachbarschaft.
Die Planbude hebt hervor, dass in den vergangenen Jahren viel Hingabe in den Planungsprozess geflossen ist. Rund 2.300 Menschen haben sich aktiv an der Entwicklung des „St. Pauli-Code“ beteiligt. Die Bayerische Hausbau, die das Gebiet 2009 gekauft hatte, stellte 2011 fest, dass die alten Gebäude wirtschaftlich nicht mehr zu retten waren. Die Anwohner mussten 2013 aufgrund von Einsturzgefahr ihre Wohnungen verlassen. Obwohl ein städtischer Vertrag und Bebauungsplan seit Jahren bestehen, blieben die Vorschläge wegen der Immobilienkrise unvollständig umgesetzt.
Aktuelle Entwicklungen und neue Pläne
Im November 2022 übernahmen die städtische Wohnungsgesellschaft Saga und der Immobilienentwickler Quantum das Areal. Der neue Plan sieht nun 164 öffentlich geförderte Wohnungen, eine Kita, Flächen für nachbarschaftliche Nutzung sowie ein Hotel mit 350 Zimmern vor. Zudem ist ein Haus der Kreativwirtschaft vorgesehen, wobei das gesamte Investitionsvolumen bei etwa 200 Millionen Euro liegt. Im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen ist die Anzahl der Wohnungen um knapp 40 gesunken, während die Anzahl der Hotelzimmer fast verdoppelt wurde.
Die Planbude kritisiert zudem das Fehlen wichtiger Planungselemente wie einem „Stadtbalkon“, einer bekletterbaren Hotelhochhausfassade und der öffentlichen Zugänglichkeit der Dächer und führt an, dass die Chance auf qualitativ hochwertige Stadtplanung nicht genutzt wurde. Insbesondere die Bayerische Hausbau, die zu der Münchner Schörghuber Gruppe gehört, sieht sich durch die Einstellung des Projekts der Esso-Häuser mit ernsthaften Vorwürfen konfrontiert, da der Konzern nicht mehr über das nötige Fachpersonal verfügt, um das Projekt voranzutreiben. Dies führt zu einer nach wie vor bestehenden 6.000 Quadratmeter großen Baulücke seit dem Abriss der Esso-Tankstelle.
Als weiteres Zeichen der Unzufriedenheit in der Bevölkerung wird angekündigt, dass der Megafonchor am Spielbudenplatz auf die Problematik rund um die Esso-Häuser hinweisen wird. Der Zeitplan für die ursprünglich geplante Fertigstellung im Jahr 2025 scheint mittlerweile unrealistisch, da die Bayerische Hausbau plant, das benachbarte Paloma-Viertel bis 2028 fertigzustellen. Währenddessen sind auch andere Bauprojekte in Hamburg von ähnlichen Verzögerungen betroffen, darunter der Elbtower in der Hafencity sowie das Holsten-Quartier in Altona.