Kassel

Witwe von Walter Lübcke kritisiert Merz: „Sehr befremdlich!“

Irmgard Braun-Lübcke, die Witwe des ermordeten Politikers Walter Lübcke, hat sich scharf über Aussagen des designierten Bundeskanzlers Friedrich Merz geäußert. Braun-Lübcke erklärte, die Äußerungen von Merz hätten sie und ihre Familie „sehr befremdet“. Sie betonte die große gesellschaftliche Mobilisierung nach dem Mord an ihrem Mann, der 2019 seine Stimme gegen Gewalt, Hass und Hetze erhoben hatte.

In ihrem Statement wies Braun-Lübcke auf die Tausenden von Menschen hin, die nach dem Mord in Städten wie Wolfhagen, Kassel und anderen Orten in Deutschland demonstriert hatten. Diese Veranstaltungen seien ein klares Bekenntnis zur Demokratie und zu den Werten von Freiheit und Menschlichkeit gewesen, wie auch [Tagesschau.de](https://www.tagesschau.de/inland/regional/hessen/hr-witwe-von-walter-luebcke-befremdet-nach-aussagen-von-friedrich-merz-102.html) berichtete. Merz hatte bei einer Veranstaltung in München gefragt, wo die Antifa und andere Protestierende zum Zeitpunkt von Lübckes Ermordung waren.

Kritik an Merz‘ Äußerungen

Die Aussagen Merz‘ haben nicht nur die Familie von Walter Lübcke aufgebracht, sondern auch andere Politiker geäußert. Maximilian Bathon und Michael Aufenanger, die CDU-Vorsitzenden von Kassel-Stadt und Kassel-Land, unterstützten die Worte von Braun-Lübcke und hoben die Reaktionen der Zivilgesellschaft hervor. Sie verwiesen auf das Dr.-Walter-Lübcke-Haus als Zeichen der Erinnerung und Verantwortung.

Die Kasseler Demokratie-Initiative „Offen für Vielfalt“ kritisierte Merz‘ Äußerungen und forderte eine Entschuldigung sowie das Angebot zu einem Gespräch mit Braun-Lübcke. Auch andere Politiker, darunter Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller und SPD-Minister Timon Gremmels, schlossen sich diesen Forderungen an. Peter Altmaier, ein ehemaliger Minister, plädierte ebenfalls für einen Dialog mit der Witwe.

Walter Lübcke wurde am 2. Juni 2019 von Stephan Ernst erschossen, nachdem er sich für Flüchtlinge und gegen rechtsextreme Tendenzen ausgesprochen hatte. Der Mord brachte eine Welle der Solidarität und Proteste gegen Gewalt und Rechtsextremismus mit sich, was in der breiten gesellschaftlichen Mobilisierung nach seinem Tod deutlich wurde. Braun-Lübcke wies darauf hin, dass die Stimmen für Demokratie und das Eintreten gegen Hass auch weiterhin wichtig sind, und kritisierte das Schweigen von Merz zu den Vorwürfen.