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Am 22. Februar 2025 fand im Parkside Studios in Offenbach ein Vortrag von Günter Verheugen, dem ehemaligen EU-Kommissar, statt. Thema des Vortrags war die Vorgeschichte des Ukrainekrieges, basierend auf seinem Buch „Der lange Weg zum Krieg“. Die Veranstaltung lockte eine hohe Besucherzahl an, was dazu führte, dass nicht genügend Stühle im Saal zur Verfügung standen.
Verheugen betonte seine Expertise aus seiner Zeit als EU-Kommissar für die Osterweiterung ab 1999 und sprach über die Auswirkungen von Donald Trump auf die europäische Wahrnehmung der Krise. Dabei machte er eine klare Aussage: Die Schuld am Ukrainekrieg sieht er überwiegend beim Westen. Er äußerte die Behauptung, dass die USA seit Ausbruch des Ukrainekriegs ihre Gasexporte nach Europa maßgeblich fördern. Des Weiteren beschrieb er den Ukrainekrieg als Ergebnis der Missachtung russischer Sicherheitsinteressen und kritisierte die NATO, während er eine europäische Sicherheitsstrategie forderte, die nicht auf die USA angewiesen ist.
Reformen und Wirtschaftsgestaltung in der Ukraine
In einer anschließenden Diskussion wurden unterschiedliche Meinungen zu Verheugens Aussagen deutlich. Ein Teil des Publikums applaudierte seinen kritischen Äußerungen über die USA, während einige seiner Thesen nicht angefochten wurden. Verheugen skizzierte zudem mögliche diplomatische Lösungsansätze für den Ukrainekonflikt, die am Ende seines Vortrags erörtert wurden.
In einer vorherigen Äußerung warnte Verheugen vor einer Abkehr der Ukraine vom Reformkurs. Er verteidigte zudem seine Mitarbeit in der „Agentur zur Modernisierung der Ukraine“ und betonte, dass diese Agentur lediglich einen Anstoß zu notwendigen wirtschaftlichen und politischen Reformen geben könne. Er hob hervor, dass Reformen für eine langfristige wirtschaftliche Unterstützung der Ukraine durch die internationale Gemeinschaft unerlässlich sind, da das Land stark auf diese angewiesen ist.
Verheugen appellierte, dass die Ukraine sich von Korruption und Misswirtschaft befreien müsse. Er kritisierte die Verwendung des Reichtums in der Ukraine zur politischen Machtgewinnung. Laut seinen Aussagen sei es kritisch, dass ohne schnelle Maßnahmen weder Geschäfte gemacht noch Geld verdient werden könne. Dmytro Firtasch, ein Oligarch und Milliardär, ist der Hauptfinanzier der „Agentur zur Modernisierung der Ukraine“, während Verheugen erklärte, dass die EU, insbesondere Deutschland, die Ukraine in ihrem aktuellen Zustand assoziiert habe – wissend um den Einfluss der Oligarchen. Er argumentierte, dass diejenigen, die bislang von der Situation in der Ukraine profitiert haben, auch zur Verbesserung des Landes beitragen sollten.