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Die Beratungsstellen für Kinder in Rheinland-Pfalz stehen vor einer enormen Herausforderung. Laut einem Bericht von SWR arbeiten insbesondere die Kinderschutzdienste in Landau und Speyer am Limit. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines alarmierenden Anstiegs von Fällen sexueller, körperlicher und seelischer Gewalt gegen Kinder. Kyra Pachner vom Kinderschutzbund „Blauer Elefant“ in Landau hat festgestellt, dass die Anfragen in den letzten Wochen merklich gestiegen sind und seit Dezember ein Aufnahmestopp verhängt wurde.
Der Kinderschutzdienst in Landau erhält wöchentlich fünf bis zehn neue Anfragen, kann jedoch nur akute Notfälle annehmen, was die Situation weiter verschärft. Die Leiterin des Caritas-Zentrums Speyer, Marlen Bauer, berichtet, dass es dort keinen Aufnahmestopp gibt, sie jedoch ebenfalls von einem weiteren Anstieg der Fälle ausgeht. Die steigenden Zahlen sind auch ein Indiz für die zunehmende häusliche Gewalt und die Vielzahl verhaltensauffälliger Kinder in Kitas und Schulen.
Anstieg der Belastungen und fehlendes Personal
Die familiären Belastungen haben zugenommen, was zu einer sinkenden Frustrationstoleranz führt. Es wird darauf hingewiesen, dass das Personal in den Kinderschutzdiensten, Beratungsstellen, Schulen und Kitas nicht ausreicht, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Der Kinderschutzbund hat aktiv für seine Angebote geworben, was zu einer erhöhten Nachfrage bei Jugendlichen geführt hat. Kyra Pachner fordert mehr finanzielle Mittel vom Bund für soziale Bereiche, um die prekäre Situation zu verbessern.
Die Stadt Landau hat bestätigt, dass die Bereiche Jugend und Soziales die größten Posten im Haushalt darstellen, sieht jedoch eine angespannte Haushaltslage. Man hofft, dass der Aufnahmestopp beim Kinderschutzbund in Landau im Februar 2024 enden kann, um erneut langfristige Betreuungsmöglichkeiten für betroffene Kinder zu schaffen.
Um die Lage von Kindern und Jugendlichen zu verbessern, hat das Bundesjugendministerium in Zusammenarbeit mit den Bundesländern Maßnahmen zur Koordination von Hilfs- und Beratungsangeboten ergriffen. Wie bmfsfj.de berichtet, wurden während der Corona-Krise verstärkte Kontaktbeschränkungen und Quarantänemaßnahmen festgestellt, die zu einem erhöhten Risiko häuslicher Gewalt geführt haben. Die Nachfrage nach Beratungsangeboten ist stark angestiegen, mit einem Plus von 21 Prozent bei den Anrufen beim Elterntelefon „Nummer gegen Kummer“ und 26 Prozent bei den Chat-Beratungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche.
Dr. Franziska Giffey, die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, betont die Notwendigkeit eines funktionierenden Kinderschutzes und strebt flexible Lösungen für ambulante Hilfen sowie Online- und Telefonberatungsangebote an, um die Situation zu verbessern.