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Kraniche in Gefahr: Klimawandel verkürzt ihre Zugrouten drastisch!

Immer häufiger überwintern Kraniche in Deutschland, was auf den Klimawandel und sich ändernde Zugverhalten zurückzuführen ist. Kranichschützer aus Mecklenburg-Vorpommern trafen sich am vergangenen Wochenende, um aktuelle Forschungsergebnisse zur Beringung von Jungvögeln zu diskutieren. Ziel der Treffen ist es, ein besseres Verständnis für die Kraniche zu erlangen, insbesondere in Bezug auf Winterquartiere, Brutplätze und Verbreitung.

Die Beringung erfolgt mit speziellen Kunststoffringen, wobei das linke Bein für die Landesmarkierung und das rechte Bein für einen individuellen Farbcode genutzt wird. Einheitliche Markierungen ermöglichen eine europaweite Identifikation der Beringungsorte. Ergänzende Daten liefern GPS-Sender, die Informationen über die Wanderbewegungen der Tiere bereitstellen.

Änderungen im Zugverhalten der Kraniche

Der Klimawandel hat das Zugverhalten der Kraniche wesentlich beeinflusst. In den letzten Jahren hat sich die Zugdistanz der Tiere von etwa 1.800 km auf nur noch 300 bis 500 km verringert. Dabei wurde kein signifikantes unterschiedliches Zugverhalten zwischen Binnenkranichen und Ostseekranichen festgestellt. Auch Kraniche aus Vorpommern-Rügen ziehen nicht signifikant weiter als ihre Artgenossen aus dem Binnenland. Die Beobachtungsmöglichkeiten für Kraniche sind vielfältig; so kann man sie beispielsweise in Pramort/Ostzingst, am Bodden bei Zingst oder im Kranichzentrum Groß Mohrdorf erleben. Während der Exkursionen von August bis Ende Oktober besteht die Möglichkeit, die majestätischen Vögel zu sehen.

Trotz ihrem majestätischen Auftreten und ihrer langen Lebensspanne von bis zu 25 Jahren hat sich die Kranichpopulation in Deutschland in den letzten zehn Jahren nicht ausreichend vermehrt. Experten wie Günter Nowald warnen, dass die Kraniche in 100 Jahren ausgestorben sein könnten, wenn keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Ehrenamtliche setzen sich aktiv in Zählungen, Spendenaktionen und Schulungen zu Kranich-Rangern ein, um den Schutz dieser Art zu unterstützen.

Kraniche gelten nicht nur als symbolische Botschafter für den Naturschutz, sondern verdeutlichen auch wichtige Naturschutzthemen. Laut einer Untersuchung zeigen sie die Auswirkungen des Klimawandels, da austrocknende Feuchtgebiete den Reproduktionserfolg der Kraniche beeinträchtigen. Außerdem sind mindestens 10 der 15 Kranicharten weltweit stark gefährdet oder geraten in ihrem Bestand zunehmend unter Druck. Ein weiteres und besorgniserregendes Thema ist der Rückgang der Insektenpopulation durch die Agrarindustrie, der die Nahrungsvorkommen für Kranichjunge verringert und somit den Aufzuchterfolg beeinträchtigt.

Auf internationaler Ebene fand vom 21. bis 27. August die 10. Europäische Kranichtagung in Tartu, Estland, statt. An der Tagung nahmen 78 Teilnehmer aus 20 verschiedenen Ländern teil, darunter unter anderem Belgien, Deutschland, Finnland, Großbritannien und die USA. Bei dieser Gelegenheit wurden länderübergreifende Projekte zur Erhaltung der Kranichpopulation vereinbart.