
Am 20. März 2025 stellte sich die international gesuchte Linksextremistin Emilie D. den Behörden in Thüringen. Ihr wird vorgeworfen, an gewaltsamen Angriffen auf Rechtsextremisten in Ungarn beteiligt gewesen zu sein. Die Vorfälle ereigneten sich im Februar 2023 während des rechtsextremistischen Aufmarsches „Tag der Ehre“ in Budapest. Gegen Emilie D. lag ein internationaler Haftbefehl vor. Die 23-Jährige stammt aus Jena und wird im Zuge dieser Ermittlungen vom Generalbundesanwalt verfolgt, die sich auf eine Gruppe deutscher Linksextremisten bezieht. Ihr werden gefährliche Körperverletzungsdelikte zur Last gelegt.
Emilie D. war nach dem Neonazi-Aufmarsch vorläufig festgenommen worden, weil sie Pfefferspray und einen Hammer bei sich führte, tauchte allerdings später unter und stand auf der Fahndungsliste der Soko „LinX“ des sächsischen Landeskriminalamtes (LKA). In diesem Zusammenhang wurde auch Johann G., ein weiterer gesuchter Linksextremist, im November 2024 festgenommen. Denis Kuhne, Leiter des Staatsschutzes beim LKA Sachsen, äußerte sich positiv über die Festlegung von Emilie D. und den damit verbundenen Fahndungsdruck. Im Januar 2025 hatten sich zudem sieben gesuchte Linksextremisten, die ebenfalls an den Übergriffen in Budapest beteiligt waren, bei verschiedenen Polizeidienststellen in Deutschland gestellt. Nach Emilie D.s Festnahme sind noch zwei weitere Linksextremisten aus dem Komplex „Budapest“ auf der Flucht.
Weitere Ermittlungen und Verhaftungen
Ungarische und deutsche Behörden ermitteln gegen insgesamt 13 Deutsche wegen der Gewalttaten und der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Unklar ist, ob Emilie D. nach Ungarn überstellt wird; sechs der im Januar gestellten Linksextremisten sollen in Deutschland angeklagt werden. Maja T., eine non-binäre Person, wurde im Dezember 2023 in Berlin festgenommen und im Juni 2024 nach Ungarn überstellt, wo der Prozess gegen sie begann. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Auslieferung von Maja T. nachträglich als verfassungswidrig erklärt.
Der „Tag der Ehre“ selbst gilt als wichtiges Vernetzungstreffen europäischer Neonazis, bei dem jährlich der deutschen Wehrmacht, der Waffen-SS und ungarischen Kollaborateuren aus dem Jahr 1945 gedacht wird. Diese Veranstaltung zieht zunehmend Gegendemonstranten aus der linken Szene an. Wie der Tagesspiegel berichtete, kam es während des letzten Aufmarsches zu mehreren brutalen Angriffen auf Personen, die für Teilnehmer des „Tags der Ehre“ gehalten wurden. Insgesamt wurden acht Personen verletzt, darunter drei schwer.
Die ungarische Polizei dokumentierte, dass die Angriffe am Donnerstag, Freitag und Samstag stattfanden. Vier identifizierte Angreifer, die der linksradikalen Szene zugeordnet werden, befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Der Verein „democ – Zentrum demokratischer Widerspruch“ bestätigte die Vorfälle, die trotz eines Verbots stattfanden. Ermittler gehen von politisch motivierten Straftaten aus, die an frühere Vorfälle in Thüringen und Sachsen erinnern.