
In Mecklenburg-Vorpommern sind Nierenleiden besonders verbreitet, was Gesundheitsministerin Stefanie Drese jüngst hervorhob. Laut ihren Angaben leiden etwa 17 Prozent der Bevölkerung des Bundeslandes an chronischen Nierenkrankheiten, während der bundesweite Durchschnitt bei 10 Prozent liegt. Hauptursachen für die hohe Zahl an Betroffenen sind eine Anhäufung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und Nikotinkonsum sowie eine im Vergleich zu anderen Bundesländern ältere Bevölkerung.
Drese betonte zudem die Bedeutung qualifizierter medizinischer Versorgung. In Mecklenburg-Vorpommern stehen den Patienten insgesamt 48 Dialyseeinrichtungen in zehn Krankenhäusern sowie 46 ambulante Versorgungseinrichtungen zur Verfügung. Der Nordverbund Niere fördert derzeit die Forschung in der Diagnostik und Therapie von Nierenerkrankungen.
Gesundheitsversorgung und Prävention
Die Ministerin empfahl eine gesunde Lebensweise zur Vorbeugung von Nierenerkrankungen, die eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung sowie die Vermeidung von Risikofaktoren wie Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum umfasst. Darüber hinaus wies sie darauf hin, dass präventive Maßnahmen und Aufklärung entscheidend sind, um das Risiko zu reduzieren. Laut dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung ist der Anteil der gesetzlich Versicherten mit diagnostizierter chronischer Nierenerkrankung seit 2013 um 60 Prozent gestiegen. Besonders betroffen sind Menschen in ostdeutschen Ländern, wobei Männer häufiger erkranken als Frauen.
Zusätzlich wurden in einer Untersuchung der Ship-Studie festgestellt, dass rund 270.000 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern an einem Nierenleiden oder einem hohen Risiko dafür leiden. Diese Zahl liegt deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt. Die häufigsten Ursachen für Nierenerkrankungen sind Bluthochdruck, Diabetes, genetische Faktoren, starkes Übergewicht und die Einnahme von Medikamenten. Neuere Erkenntnisse weisen zudem darauf hin, dass das Coronavirus Sars-CoV-2 ebenfalls Nierenschäden verursachen kann.
Nierenerkrankungen verlaufen häufig schmerzfrei und bleiben unerkannt, was zu irreversiblen Schäden führen kann. Derzeit sind heilende Medikamente oder Therapiemöglichkeiten für die meisten Nierenerkrankungen nicht verfügbar. Um die Nierenforschung zu fördern, gründete Prof. Dr. Nicole Endlich 2017 den Förderverein „Save the Kidney“, der Wissenschaftler und Nierenärzte aus verschiedenen Städten zusammenbringt. Ein aktuelles Projekt ist die Pilotstudie „Personalisierte Nephrologie in Zeiten von Sars-CoV-2“, die moderne Analyseverfahren und den Aufbau einer Datenbank für personalisierte Diagnostik zum Ziel hat.
Die Universitätskliniken Greifswald und Rostock arbeiten eng an diesem Projekt zusammen, um den Umweg über Tierexperimente zu vermeiden und die Chancen auf geeignete Medikamente und nachhaltige Therapien zu erhöhen. Die Studie ist auf zwei Jahre angelegt und erhält eine Förderung von 500.000 Euro durch das Wirtschaftsministerium des Landes, dessen Minister Harry Glawe die Notwendigkeit exakter Diagnosen und moderner Analysetechniken zur Prävention und Heilung von Organschäden betonte.